TÜBINGEN. Die Malerin, Fotografin und Ethnologin Elisabeth Krämer-Bannow war das einzige weibliche Mitglied der Hamburger Südsee-Expedition von 1908 bis 1910. Sie reiste mit der Expedition nach Palau und hinterließ eine einzigartige Dokumentation des Lebens der palauischen Frauen. Eine Dokumentation, die immer auch die Kolonialgeschichte und die ungleichen Machtverhältnisse zwischen den Kolonialmächten und den indigenen Völkern bezeugt.
Studierende der Abteilung Ethnologie des Asien-Orient-Instituts der Universität Tübingen und der Masterprofillinie »Museum & Sammlungen« des Museums der Universität MUT haben sich drei Semester lang mit der Person Elisabeth Krämer-Bannow und ihrer Forschung beschäftigt. Die Resultate werden jetzt der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Eröffnung der Online-Ausstellung »Koloniale Schatten. Das palauische Vermächtnis der Elisabeth Krämer-Bannow in Tübingen« ist am Mittwoch, 22. Januar, um 18 Uhr im Rittersaal des Schlosses Hohentübingen. Die Veranstaltung ist öffentlich. Die Ausstellung selbst wird ab dem 22. Januar ausschließlich online zu sehen sein.
Elisabeth Krämer-Bannow nutzte ihren Zugang zu den Frauen der palauischen Bevölkerung, um deren Alltag und Kultur aus einer seltenen Perspektive zu dokumentieren. Während männlichen Forschern diese Welt oft verschlossen blieb, konnte sie intime Einblicke erlangen, die in der damaligen ethnologischen Forschung oft unbeachtet blieben. Ihre Aquarelle und Fotografien, die in der Ausstellung präsentiert werden, bieten nicht nur ein lebendiges Bild des palauischen Lebens, sondern ermöglichen auch eine kritische Reflexion über die deutsche Kolonialzeit.
Die ausgestellten Objekte – viele von Elisabeth Krämer-Bannow und ihrem Ehemann Augustin Friedrich Krämer gesammelt – werfen einen neuen Blick auf die Kolonialgeschichte. Einige der Objekte aus der Sammlung der Krämers, die heute in der Universität Tübingen aufbewahrt werden, spiegeln auch die Handlungsfähigkeit der Palauer wider, die nicht immer bereit waren, ihre wertvollsten Gegenstände zu verkaufen.
Neben den Alltagsgegenständen sind die kunstvollen Gipsabgüsse von bemalten Holzreliefs an Baihäusern (Versammlungshäusern), die Elisabeth Krämer-Bannow angefertigt hat, ein zentrales Highlight der Ausstellung. Diese Häuser, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in fast jedem Dorf Palaus zu finden waren, sind heute fast vollständig verschwunden. Krämer-Bannow hat mit ihren Arbeiten dazu beigetragen, dieses einzigartige kulturelle Erbe zu bewahren. (eg)