TÜBINGEN. »Möglichst reibungslos«, so heißt es in einem aktuellen Elternbrief, soll in Tübingen das neue Kita-Jahr begonnen werden. Sie lassen die Kinder wieder zu sich kommen, nach einem Lockdown-Notbetrieb zur hohen Pandemie-Zeit im Frühjahr und nach den Sommerferien. Sicher, ganz sicher aber ist nichts, gar nichts. Die Tübinger Kindertagesstätten wollen vom kommenden Montag an wieder weitgehend ihren normalen Betrieb mit fast normalen Öffnungszeiten aufnehmen.
Der Optimismus ist nicht trotzig nach diesem halben und notgedrungen chaotischen Corona-Jahr. Abteilungsleiterin Bettina Mohr und die zuständige Bürgermeisterin Daniela Harsch haben vorgesorgt und sich dabei auch den Rückhalt von Personalvertreterin Heike Schnäpel gesichert. Vielen Beschäftigten mit Risikofaktoren hätten nach Rücksprache mit den Betriebsärzten die anfänglichen Sorgen um die eigene Gesundheit genommen werden können, bestätigt sie.
Akut geht es um die Gesundheit der erziehenden Mitarbeiter und die der Familien: um die befürchtete »zweite Welle«, um die Corona-Lage nach der Rückkehr aller Urlauber und Heimatbesucher aus den Regionen, die tagtäglich neu als »Risikogebiete« definiert werden müssen. Der Großraum Paris gehört jetzt auch dazu, nach verschiedenen spanischen Urlaubsregionen und nach Kroatien. Inzwischen gilt laut Daniela Harsch auch für Tübingen eine »Sonderregelung Balkan«, die neben den früheren jugoslawischen Teilstaaten auch Griechenland umfasst.
»Auf Kante genäht«
An der »hohen Verpflichtung gegenüber den Eltern, aber auch für die Mitarbeiter« möchte Daniela Harsch keinen Zweifel aufkommen lassen. Aus dem Urlaub zurückkehrende Erzieherinnen in den insgesamt 43 städtischen Einrichtungen, die sich an Grenzen, Flughäfen oder auf dem Tübinger Festplatz testen lassen, werden bis zum Vorliegen eines Ergebnisses oder auch für einen zweiten, freiwilligen Test vom Dienst freigestellt. Die Kosten dafür, soweit nicht wie im Regelfall von den Krankenkassen getragen, will die Stadt übernehmen. Bei einem positiven Test ist auch ohne Krankheitssymptome eine zweiwöchige Quarantäne unabdingbar.
Trotz der sowieso schon dünnen Personaldecke, die laut Abteilungsleiterin Bettina Mohr mit 27 unbesetzten Stellen »Auf Kante genäht« ist, soll ein Stamm von 15 Springerkräften bereitstehen, wenn Engpässe auftreten oder durch positiv getestete oder zeitweilig ungeklärte Ausfälle gar die Schließung von ganzen Gruppen drohen sollte. Umgekehrt appellieren die Verantwortlichen der Stadt an Einsicht, Verantwortung und die Mithilfe der Eltern.
Für die Kinder, so Daniela Harsch, gelten die Vorgaben des Landesgesundheitsamts. Danach muss nicht jeder kleine Schnupfen gleich das Zuhausebleiben des Kindes nach sich ziehen. Aber »Fieber, trockener Husten oder Störungen des Geschmacks- und Geruchssinns sind ein sofortiges Ausschlusskriterium«, heißt es in dem Elternbrief. Bevor ein Kind wieder in die Kita darf, muss es ohne Einsatz von Medikamenten mindestens einen Tag symptomfrei sein.
Situation nicht planbar
Bisher, versichern die Verantwortlichen, hat es keinen einzigen Corona-Fall beim Tübinger Erzieher-Personal gegeben. Auch eine Schließung ganzer Gruppen wegen infizierter Kinder hat es in Tübingen seit den Zeiten des Notbetriebs noch nicht gegeben. Klar ist aber, dass die Situation mit der Aufnahme eines Normalbetriebs vom Montag an, so Bettina Mohr, »nicht planbar« ist. Der Zuversicht, die Krise auch künftig in den Tübinger Kitas bestmöglich zu meistern, tut das bei den Tübinger Verantwortlichen aber keinen Abbruch. (mab)