TÜBINGEN. Der Grünen-Kandidat für die Tübinger Oberbürgermeisterwahl soll per Urwahl bestimmt werden. Dafür stimmten die Mitglieder des Grünen-Stadtverbands mit nur einer Gegenstimme bei ihrer Versammlung am Mittwochabend in der Tübinger Westspitze. Für Boris Palmer bedeutet das, dass er, wenn er im Oktober 2022 noch einmal kandidieren möchte, nicht automatisch die Rückendeckung des Stadtverbands hat, sondern sich der Wahl der Mitglieder stellen muss.
Einen Zeitplan für das Verfahren legten die Grünen am Mittwoch ebenfalls fest: Im April 2022 soll die Urwahl stattfinden und entschieden werden, wen die Partei ins Rennen für das Amt des Tübinger Oberbürgermeisters schicken will. Von November 2021 bis Februar 2022 können sich Kandidaten bewerben. Die Bewerbung ist aber nur möglich, wenn der Kandidat mindestens zehn Mitglieder des Stadtverbands namentlich als Unterstützer nennen kann. Im März sollen sich die Bewerber dann bei einer Mitgliederversammlung der Partei vorstellen.
Den Vorschlag für die Urwahl hatte der Vorstand des Tübinger Stadtverbands gemacht. Ziel ist es, den parteiinternen Konflikt um Boris Palmer aufzulösen. Mehrere Mitglieder lobten den Vorschlag des Vorstands am Mittwochabend: »Die Urwahl ist der richtige Weg. Das kann man nur unterstützen«, sagte Christoph Joachim, Tübinger Gemeinderat (AL/Grüne) und bekam dafür viel Applaus.
Amtsinhaber Palmer wollte sich am Mittwoch nicht zur Sache äußern. In dieser Woche werde er nichts weiter dazu sagen. »Ich überlege mir das in Ruhe«, sagte Palmer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Wegen zahlreicher provokanter Äußerungen liegen die Grünen seit langem mit Palmer im Clinch. Auch die Grünen in Tübingen sind gespalten. Ein Parteitag der Grünen in Baden-Württemberg hatte Anfang Mai beschlossen, ein Parteiordnungsverfahren gegen Palmer anzustrengen. (GEA/dpa)