TÜBINGEN/DUSSLINGEN. Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Diesen Satz von Friedrich Hölderlin hat sich die Chemiefirma CHT in Tübingen wohl zu eigen gemacht und ist ins Geschäftsfeld Desinfektionsmittel eingestiegen, weil durch den Coronavirus eine wesentlich größere Nachfrage nach solchen Mitteln entstanden ist, die durch regen Gebrauch knapp geworden sind. Noch allerdings wartet CHT auf eine Genehmigung der zuständigen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, um das Mittel, das für Ein- und Fünf-Liter-Behältnisse am CHT-Produktionsstandort Dußlingen hergestellt werden soll, auf den Markt zu bringen. Eine Testproduktion verlief auf jeden Fall schon erfolgreich.
Genehmigung nötig
»Wir stehen in den Startlöchern«, sagt Pressesprecherin Bianca Hauck. Die Firma setzt dabei auch auf Unterstützung der örtlichen Behörden, also des Regierungspräsidiums, um den Genehmigungsprozess zu beschleunigen. Der dürfte eigentlich kein Problem sein, denn das Händedesinfektionsmittel ist keine völlige Neuentwicklung, sondern hat den bekannten Wirkstoff Isopropanol als Basis. Die Standardrezeptur ist öffentlich zugänglich und wird auch von der Weltgesundheitsbehörde eingesetzt. Aufgrund der Coronakrise hat man auch auf Bundesebene wegen der akuten Engpässe das Zulassungsverfahren beschleunigt. Allerdings gilt die dabei erteilte Allgemeinverfügung nur für Apotheken und die pharmazeutische Industrie. Als Chemiefirma muss CHT sich die Produktion genehmigen lassen.
Die Größe der Flaschen zeigt, dass das Zielpublikum nicht der Endverbraucher ist, sondern größere Einrichtungen wie etwa Kliniken. DRK, Tübinger Kliniken und Altersheime hatten bei CHT angefragt, ob sie nicht auch Desinfektionsmittel herstellen könnten. Wenn das Okay da ist, sollen auch als Erstes diese Kunden bedient werden. Verkauft wird dann aber auch an gewerbliche Kunden, die Apotheken oder Drogerien versorgen.
Von der Produktionsmenge her will man sich noch nicht festlegen. Man sei aber gewappnet für alle Kapazitäten, betont man bei CHT. Entsprechend wird die Herstellung anderer Produkte der Firma etwas zurückgefahren. (al)