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Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gibt erneute Kandidatur bekannt

Boris Palmer will erneut Tübingens Oberbürgermeister werden - nur diesmal als unabhängiger Kandidat. Palmer stützt seine Entscheidung auch auf die Ergebnisse einer Umfrage, die er im Vorfeld der Entscheidung in Auftrag gegeben hat.

Tübingens OB Boris Palmer wehrt sich mit Paragrafen gegen seine Partei.
Tübingens OB Boris Palmer. Foto: Jürgen Meyer
Tübingens OB Boris Palmer.
Foto: Jürgen Meyer

TÜBINGEN. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wird für eine dritte Amtszeit als Stadtoberhaupt kandidieren. Das teilte Palmer am Sonntagmorgen in einem offenen Brief an die Tübinger Bürger auf seiner Website mit. 

Seine erneute Kandidatur stützt Palmer in dem Anschreiben auch auf eine repräsentative Umfrage, die er auf eigene Kosten bei dem Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben habe.

Das Ergebnis: 68 Prozent aller Tübinger seien mit seiner Arbeit zufrieden, schreibt Palmer. 86 Prozent aller Grünen-Mitglieder befürworteten seine Politik in der Unistadt. Die Umfrageergebnisse hätten ihn nun in dem Entschluss bestärkt, eine Kandidatur als unabhängiger Kandidat zu wagen.

Palmer will nun bis zum Sommer ein Wahlprogramm entwickeln und vorstellen. Seine Entscheidung, als unabhängiger Kandidat anzutreten, führt Palmer auch auf die große Spendenbereitschaft in der vergangenen Woche zurück.

Nachdem er Mitte Januar zunächst bekannt gegeben hatte, sich infolge des Parteiausschlussverfahrens gegen ihn nicht als Kandidat der Partei Bündnis 90/Die Grünen aufstellen zu lassen, hatte er am 24. Januar für eine eventuelle Kandidatur um Spenden gebeten.

Als Spendenziel nannte Palmer die Summe von 100.000 Euro, die üblicherweise bei den Grünen für einen Bürgermeisterwahlkampf dieser Größe veranschlagt würde. Daraufhin entbrannte ein regelrechter Spendenmarathon. In nur zwei Tagen gingen auf Palmers Spendenkonto 24.000 Euro ein. Sein Spendenziel knackte Palmer bereits nach einer Woche - am Samstagabend.

Wahlinitiative erfreut

»Hocherfreut« über die Kandidatur zeigte sich am Sonntag auch die neugegründete  Tübinger »Wahlinitiative für Oberbürgermeister Boris Palmer«. Die Erstunterzeichner Christoph Melchers und Eckhard Ströbel dankten nach GEA-Informationen in einer Mail allen Unterstützern für ihre Hilfe, »mit der wir in so kurzer Zeit das erste Ziel der Wahlinitiative erreicht haben.«

Bis zur Wahl am 23. Oktober sei es jedoch noch ein langer Weg - »auf dem weiterhin euer Zuspruch und eure tatkräftige Hilfe gefragt sein werden.« Auf der Website der Wählerinitiative haben bereits 918 Tübinger Bürger und 209 Bürger aus dem Tübinger Landkreis ihre Unterstützung für Palmer signalisiert (Stand 30.01.2022), unter anderem auch die in Dußlingen wohnende Ex-Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD).

Diese hat sich damit auch gegen ihre eigene Partei gestellt. Der SPD-Stadtverband sucht schon seit einiger Zeit nach einem Kandidaten oder einer Kandidatin. Man habe schon jemand gefunden, wurde den Mitgliedern mitgeteilt. Nur wollte man noch letzte Details klären, bevor man damit an die Öffentlichkeit geht.

Beim Grünen-Stadtverband, der eine Urwahl der Mitglieder machen will, hat bisher die Weilheimer Ortsvorsteherin Ulrike Baumgärtner ihre Interesse an einer Kandidatur bei der OB-Wahl bekundet. Gegenüber dem GEA reagierte sie am Sonntag auf Palmers Kandidatur gelassen: »Für mich ändert sich damit nichts«, teilte Baumgärtner mit.

Zwar habe Palmers Umfrage, nach der ein Großteil der Tübinger seine Politik befürworteten, »eine gewisse Aussagekraft«. »Am Ende aber zählt die Wahl im Oktober. Wir fangen ja gerade erst mit dem Wahlkampf an.« Beachtenswert finde sie es jedoch, dass sich Palmer nicht der Urwahl bei den Grünen stelle. »Ich finde es interessant, dass er sich nicht getraut hat.« Für sie dagegen sei Politik keine »One-Man-Show«. »Ich mache Politik im Team.«

Unterstützer auch bei Grünen

Bei den Grünen gibt es aber auch Unterstützer für eine erneute Kandidatur von Boris Palmer. So hat auch Gemeinde- und Kreisrat Christoph Joachim nach GEA-Nachfrage kundgetan, dass er bei der Urwahl »Boris Palmer« auf den Stimmzettel schreiben will. »Die Grünen in Tübingen bewegen sich in einer Blase«, kritisiert Joachim, der einst die Reutlinger Ortsgruppe der Partei mitgegründet hat.

Die sich abzeichnende Zerreißprobe tue ihm in der Seele weh, Joachim bangt um den Zusammenhalt der Partei. »Das Eleganteste wäre, wenn Ulrike Baumgärtner nicht kandidiert.«

Nach Meinung Joachims kann Palmer die anstehenden Herausforderungen besser bewältigen, auch unter Berücksichtigung der weltpolitischen Lage, etwa der Abhängigkeit von Energieimporten. Das Motto »Global denken, lokal handeln« sieht Joachim bei Palmer besser aufgehoben. »Deshalb ist es wichtiger denn je, ihn wieder zu wählen.« (GEA)