TÜBINGEN. Schock in Tübingen. Ein Mann wird im Alten Botanischen erstochen. Mitten in der Innenstadt, am helllichten Tag. Der Täter flüchtet und bleibt verschwunden. Einen Tag später erinnert am Tatort nur noch ein Absperrband an den tödlichen Streit, in der Nähe trauern Freunde und Bekannte um das Opfer. Derweil laufen die Ermittlungen der Polizei auf Hochtouren. »Wir sind mit vielen Kräften im Stadtgebiet unterwegs und gehen Hinweisen nach«, sagt Polizeipressesprecher Michael Schaal dem GEA. Es gebe außerdem zahlreiche Zeugen, die vernommen werden.
Unterstützt werden die Ermittler von einem Großaufgebot des »Polizeipräsidium Einsatz«, früher bekannt unter dem Namen Bereitschaftspolizei. Wie viele Personen für den Fall insgesamt mobilisiert wurden, sagt der Sprecher nicht. Nur so viel: Es wurde eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe gegründet. Am Vormittag suchen Beamte mit Metalldetektoren und Spaten das Areal rund um den Tatort ab. Was bei der Suchaktion gefunden wurde? »Dazu machen wir keine Angaben«, antwortet Schaal knapp.
Verbaler Streit im Alten Botanischen Garten eskaliert
Über den Ablauf des Angriffs ist weiterhin nur wenig bekannt: Nach Erkenntnissen der Polizei gerät ein 23-Jähriger aus Gambia am Donnerstag gegen 17 Uhr im Alten Botanischen Garten in einen verbalen Streit mit einem anderen Mann. Dieser sticht dann »unvermittelt« mit einem Messer auf den 23-Jährigen ein. Das Opfer wird lebensgefährlich verletzt und nach Versorgung vom Rettungsdienst in eine Klinik eingeliefert. Dort erliegt es wenig später seinen Verletzungen.
Der Getötete »ist polizeibekannt«, mehr will Schaal aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht sagen. Den mutmaßlichen Täter beschreibt die Polizei so: Er ist etwa 20 bis 25 Jahre alt, rund 1,80 Meter groß, hellhäutig, trug eine schwarze Jacke, einen Pullover mit schwarzer Kapuze, braune Turnschuhe und ein schwarzes Base-Cap. Zeugen sollen sich unter 070719728660 beim Polizeirevier Tübingen melden.
Leiche wird obduziert
Der Gesuchte verschwindet nach der tödlichen Attacke in Richtung Mühlstraße. Die Polizei leitet sofort eine Fahndung ein, auch ein Hubschrauber ist im Einsatz. Doch vom Verdächtigen fehlt jede Spur. »Eine gewisse Gefahr kann man nie ausschließen, aber wir gehen nicht davon aus, dass da jemand unterwegs ist, der weitere Personen angehen möchte. Wir hoffen, dass wir den Täter so schnell wie möglich finden«, sagt Schaal.
Die Polizei sperrt den Tatort am Donnerstag weiträumig ab und stellt ein Messer sicher. Ob es sich dabei um die Tatwaffe handelt, ist laut Polizei noch ungewiss. Eine Obduktion am Freitagvormittag bestätigt, was nahe liegt: Der 23 Jahre alte Gambier starb an der Stichverletzung. Erkenntnisse über den genauen Tathergang liegen weiter nicht vor. Wann Details dazu veröffentlicht werden können, ist nicht absehbar, sagt Schaal.
Drogen Auslöser des Streits?
Keine Hinweise gibt es außerdem zum Motiv des Tötungsdelikts. Im Internet wird spekuliert, dass Drogen Auslöser des Streits gewesen sein könnten. Die Polizei macht dazu keine Angaben und kommentiert auf GEA-Anfrage auch nicht, was Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer auf Facebook postet: »Es ist der Ort der offenen Drogenszene, die vor allem von Geflüchteten aus Gambia betrieben wird«, schreibt er auf über die Messerattacke im Botanischen Garten.
Weiter heißt es: »Nun ist offenbar einer der Dealer erstochen worden. Das ist an sich schrecklich. Die Tat ist durch nichts zu rechtfertigen. Es war aber nicht unvermeidbar. Er hätte an dieser Stelle einfach gar nicht sein dürfen und ohne einen Streit über Drogen würde er vermutlich noch leben.« Deswegen sei dieser Tod auch ein Grund, über Kriminalprävention zu diskutieren. Offene Drogenszenen seien eine Gefahr und das Asylrecht dürfe kein Deckmantel für Drogenhandel sein.
Palmer: »Kriminelle Asylbewerber sollten nicht in unseren Städten untergebracht sein«
Palmers Lösungsvorschlag: »Kriminelle Asylbewerber sollten nicht in unseren Städten untergebracht sein, sondern in Aufnahmeeinrichtungen der Länder.« Einen entsprechenden Vorschlag habe er mit seinem grünen Parteifreund Jens Marco Scherf an Bundeskanzler Olaf Scholz geschickt. Trotz des tödlichen Streits halte er die Diskussion über Hintergründe und Ursachen nicht für pietätlos. »Wer solche Debatten nicht zulassen will, verhindert in Wahrheit Prävention.« (GEA)