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Stocherkahnrennen in Tübingen: Gute Laune trotz Startschwierigkeiten

Wird der Neckarstand zu hoch und die Strömung zu stark sein? Wenige Stunden vor dem geplanten Beginn des Tübinger Stocherkahnrennens herrschte noch Ungewissheit. Doch das Event durfte mit ein paar Anpassungen stattfinden.

40 Kähne kämpften sich durch die Neckarströmung.
40 Kähne kämpften sich durch die Neckarströmung. Foto: Dieter Reisner
40 Kähne kämpften sich durch die Neckarströmung.
Foto: Dieter Reisner

TÜBINGEN. Alles nochmal gut gegangen. Das Stocherkahnrennen durfte dieses Jahr stattfinden. Der hohe Neckarstand in Tübingen und eine starke Strömung machten es an Fronleichnam bis wenige Stunden vor Beginn ungewiss, ob das Event über die Bühne gehen kann. Dazu kam noch Regenwetter. Dennoch bevölkerten Tausende von Zuschauern die Neckarinsel.

Der Student Mario Deutschmann war gestern mit einer Gruppe von acht Freunden unterwegs. Auf einer Picknickdecke haben sie es sich seit 12 Uhr direkt am Neckarufer gemütlich gemacht. »Ich war schon dreimal beim Stocherkahnrennen. Es ist einzigartig. Die Stimmung ist immer gut«, sagt er.

Einen Platz ganz vorne hatte sich auch Sabrina Röhr aus Hechingen gesichert. Sie war gemeinsam mit ihrer Mutter und ihre Tochter mit dem Zug bereits um 11 Uhr angereist. Sie jubelte ihrem Bruder zu, der für das Jugendhaus Lustnau in See stach.

Der 69-jährige Ansgar Heinz ist mit seiner Wandergruppe sogar aus Trier angereist. »Meine Tochter studiert in Tübingen. Ich war also schon öfter hier. Das Spektakel sehe ich aber zum ersten Mal«, sagt er.

Strecke wurde der Strömung angepasst

Die Kostümparade lockte mit Verkleidungen von Pikachu, über Matrosen bis zu einem Schneemann. Der Rennstart hingegen verzögerte sich um etwa eine halbe Stunde. Die Strecke musste deutlich verkürzt werden. Sie ging stromabwärts durch die Neckarbrücke bis zum Indianersteg. Das »Nach-oben-Stochern« wurde reduziert. Gegen 14.30 Uhr, begann das europaweit einzigartige Rennen. 40 Kähne mit jeweils acht Havaristen duellierten sich. Einer stocherte, die anderen paddelten – im Takt natürlich. Denn ohne System funktioniert das nicht.

Unter der Eberhardsbrücke, rund um den Brückenpfeiler, wurde es wie immer eng. Ein Kampf um Zentimeter. Wer wird abgehängt? Wer kentert und fliegt damit aus dem Rennen? Wer schafft es, an den anderen vorbeizuziehen? Dabei muss auch noch die Startnummer hochgehalten werden. Für Aufsehen sorgte auch ein »Protestkahn«, der sich für mehr Vielfalt beim Stocherkahnrennen aussprach. Hier wurden blanke Frauenbrüste präsentiert.

»Nicht durchs Nadelöhr fahren«, diese Warnung mussten der Moderator Lukas Kessler und Hans-Christian Jochim von der Turnerschaft Hohenstaufia mehrfach rufen. Das Team der Verbindung wurde 2023 letzter und durfte nun, wie es üblich ist, das diesjährige Rennen ausrichten.

Sieg für Orang Ukahn

Sieger des Stocherkahnrennens wurden Orang Ukahn. In pinker Affenkluft legten sie eine Tanzeinlage hin. Ran an den Lebertran mussten die Straßburger Burschenschaft Arminia und die Verbindung Stochdorphia. Denn sie wurden disqualifiziert wegen »Handgreiflichkeiten« gegenüber anderen Kähnen und Wasserschöpfen.

Der letzte Kahn, der ins Ziel eintraf, war die Verbindung Alte Turnerschaft Palatia. Da einige der Havaristen bis zur Siegerehrung bereits von dannen gezogen waren, hatte die Arminia Erbarmen und half beim Runterwürgen der Plörre. Den Kostümwettbewerb hat der Skiclub Tübingen gewonnen. (GEA)