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Schwobastroich bedienen in Mössingen jede Menge Klischees

Dr. Keller (Andreas Tellini, links) und der Professor (Luis Dominguez) sind mit dem Auftritt der neuen Sekretärin Ariane Berger
Dr. Keller (Andreas Tellini, links) und der Professor (Luis Dominguez) sind mit dem Auftritt der neuen Sekretärin Ariane Berger (Melanie Kessler) überhaupt nicht einverstanden und wünschen sich ihre optisch ansprechendere Vorgängerin zurück. Foto: Ralf Eber
Dr. Keller (Andreas Tellini, links) und der Professor (Luis Dominguez) sind mit dem Auftritt der neuen Sekretärin Ariane Berger (Melanie Kessler) überhaupt nicht einverstanden und wünschen sich ihre optisch ansprechendere Vorgängerin zurück.
Foto: Ralf Eber

MÖSSINGEN. Nur wenige Plätze waren am Samstag in der Aula des Quenstedt-Gymnasiums frei geblieben. Nach der Corona-Zwangspause hatte die Freizeit-Theatergruppe Schwobastroich zu einem Schauspielabend eingeladen. Die Erkennungsmelodie der Fernsehserie »Schwarzwaldklinik« und der Titel des Stücks »Zu Risiken und Nebenwirkungen…« machte klar, wohin die Reise geht: ins Krankenhaus-Milieu. Verlässlich erschienen der selbstherrliche Professor (Luis Dominguez), die dümmlich-schrille Schwester Senta (Vanessa Kemmler) und Oberarzt Dr. Keller, der seine Finger nicht bei sich behalten kann, gespielt von Andreas Tellini.

Derb geht es in der Bühnen-Klinik zu, mit ausholenden Gesten beschreibt der Professor die Umrisse der früheren Sekretärin, und auch Dr. Keller scheint sie zu vermissen. Keinen Ersatz als Projektionsfläche für geschlechtliche Tagträume bietet die neue Assistentin Ariane Berger (Melanie Kessler), hochgeschlossen und mit 50er-Jahre-Dutt. Auch das Klischee der Krankenschwester, die aus dem Patientenkontakt einen persönlichen Lustgewinn zieht, wird bedient: Grinsend fuchtelt Schwester Senta mit einem Küchenmesser herum, um einem »männlichen Prachtexemplar« eine Intimrasur zu verpassen, Kollateralschäden einkalkuliert. Dem Publikum gefällt’s, und es protestiert nur einmal, als der Professor es mit frauen-skeptischen Bemerkungen übertreibt. Die Rolle wolle es so, rechtfertigt er seine Scherze. Als Nebenwirkung bleibt ein Befremden und die Frage, ob mit Späßen über psychisch kranke Menschen und solche mit Sprachstörungen nicht eine Grenze überschritten wird. (rab)