TÜBINGEN. Die Botschaft ist simpel und unmissverständlich: »FCK BP!«, in weißen Lettern auf rotem Grund. Die Kurzform für »Fuck Boris Palmer!« Und dazu der Kommentar: »Und alle Schwachstecker aus der Fraktion auch!« Das war am Wochenende, nach dem jüngsten Palmer-Skandal in Frankfurt, für einige Stunden auf einem Facebook-Profil zu lesen.
Dass Tübingens Oberbürgermeister Hass im Netz entgegenschlägt, ist an sich kein neues Phänomen. Pikant an diesem Vorfall: Die genannte Beleidigung war auf dem Facebook-Profil von Ulrike Baumgärtners Ehemann zu lesen. Die Ortsvorsteherin von Weilheim hatte 2022 als offizielle Grünen-Kandidatin versucht, Palmer das Amt streitig zu machen. Die 43-Jährige hatte ihren Wahlkampf sehr offensiv auf der Botschaft aufgebaut, besser und integrativer kommunizieren zu können als der Amtsinhaber.
Als erste »Gefällt-mir« geklickt
»Ich stehe für einen verbindenden Politikstil und stelle die inhaltliche Arbeit in den Vordergrund«, schrieb sie noch vor einem Jahr in einem Posting auf dem Karriere-Netzwerk Linkedin. Im Interview mit dem Schwäbischen Tagblatt betonte sie, keinen »Rambo-Stil« pflegen zu wollen. Palmers teilweise impulsive Äußerungen, die immer wieder in Skandalen ausgeartet waren, hatte Baumgärtner wiederholt scharf kritisiert.
Am Wochenende drückte sie nun als erste den Gefällt-mir-Knopf unter dem »Fuck Boris Palmer«-Posting. Und ergänzte die Schwachstecker-Aussage ihres Ehemannes wie folgt: »Heute ist ein krass übler Tag. Teile von Bündnis 90/Die Grünen Stadtverband Tübingen haben mich als Grüne Kandidatin in der OB-Wahl verhindert. Klimaschutz kommt somit nicht weiter.«
Baumgärtner will sich nicht äußern
Das war wohl auf die Grünen-Stadträte gemünzt, die Palmer im OB-Wahlkampf unterstützt hatten: Christoph Joachim, Bernd Gugel, Rainer Drake und Co. hatten Baumgärtner vor allem auf Facebook während des Wahlkampfs immer wieder hart angegangen. Sie hatten sich auch während des kompletten Kandidaten-Findungsprozesses und der Grünen-Urwahl offensiv pro Palmer positioniert.
Das Posting auf der Facebook-Seite von Baumgärtners Mann blieb einige Stunden online. Dann löschte er es wieder. Als Reaktion auf Kritik, die ihm entgegengeschlagen war? Immerhin hatten sich Screenshots in Whatsapp-Gruppen verbreitet. Ulrike Baumgärtner möchte zum »FCK BP!«-Posting und ihrer virtuellen Zustimmung auf wiederholte GEA-Anfrage kein Statement abgeben. (GEA)