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Löhlen Süd kommt: Weg frei für neues Industriegebiet in Kusterdingen

Rathaus Kusterdingen.
Rathaus Kusterdingen. Foto: Markus Niethammer
Rathaus Kusterdingen.
Foto: Markus Niethammer

KUSTERDINGEN. In Kusterdingen sind die Flächen für Industriegebiete erschöpft. Der Gemeinderat beriet in seiner Sitzung über eine Ausweitung des Industriegebiets Löhlen südlich der Lustnauer Straße. Dorthin könnten ortsansässige, wachsende Betriebe umziehen, deren Gelände für den jeweiligen Bedarf nicht mehr ausreicht. Im Kusterdinger Gemeinderat herrschte Einigkeit darüber, dass »Löhlen Süd«, wie das neue Industriegebiet heißen soll, auf einem Planungsgebiet von 1,78 Hektar – davon 1,44 Hektar Gewerbefläche – entstehen könnte. Ursprüngliche Pläne, die Flächen westlich der Jahnstraße, in Richtung Großholz, enthielten, wurden verworfen.

Zur Erschließung würden zwei Stichstraßen benötigt, an einer Stelle könnte ein bestehender Feldweg ausgebaut werden. Zuvor müsste aber Bauland umgelegt werden, das heißt, die Gemeinde müsste in diesem Gebiet zunächst Flurstücke erwerben, die sie noch nicht besitzt. Darüber hinaus birgt das Areal Flächen, die nicht überbaut werden dürfen: Dort befinden sich zu schützende Biotope, woanders verlaufen Hochspannungsleitungen darüber. Laut dem Stuttgarter Stadtplaner Jérôme Amiguet könnten elf Grundstücke erschlossen werden. Sportflächen oder Tankstellen seien dort nicht erlaubt. Dagegen wäre es einer produzierenden Firma dort in beschränktem Rahmen möglich, Waren zum Verkauf anzubieten.

In einer Klausursitzung im vergangenen Jahr hatte sich der Gomaringer Gemeinderat darauf geeinigt, dass ein neues Industriegebiet ökologisch erschlossen werden soll. Amiguet stellte vor, wie dies in Löhlen Süd umgesetzt werden soll. Demnach sollen 75 Prozent der Dachflächen mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet werden, ansonsten mit einer 15 Zentimeter tiefen Substratschicht begrünt werden.

Vier Meter breiter Grünstreifen

Überdachte Autostellplätze sollen nur in Kombination mit einer Fotovoltaikanlage gebaut werden dürfen. Mindestens drei Fassaden der Gebäude sollen zu 50 Prozent begrünt werden. Zudem soll das künftige Industriegebiet von einem vier Meter breiten Grünstreifen mit zahlreichen Baumpflanzungen umrahmt werden. Bei der Planung habe die Verwaltung »ein erstaunliches Tempo« an den Tag gelegt, staunte Johannes Ferber (Härtenliste). Ihm ging manches zu schnell: Vor der Erweiterung wolle seine Fraktion wissen, »wozu wir das wertvolle Ackerland freigeben«. Dazu forderte er einen runden Tisch. Die Vertreter der Härtenliste äußerten zudem Bedenken, die Flächen würden in weiten Teilen zum Parken genutzt. Vier Vertreter des ortsansässigen Gewerbes unterstrichen ihre Nöte: Ihre Betriebe wuchsen derart, dass die Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Sie brauchen größere Gebäude, mehr Lagerflächen und mehr Parkmöglichkeiten. »Unser Händlervertrag wurde gekündigt. Für einen neuen müssen wir mehr Fläche ausweisen«, sagte Harald Schreiner, der ein Autohaus betreibt.

Einnahmen durch Gewerbesteuer

Vera Ambros (Härtenliste) forderte, die wasserwirtschaftliche Seite im Rahmen der Erschließung zu beachten, etwa durch den Bau einer gemeinschaftlichen Zisterne. »Das wäre eine kommunale Aufgabe«, entgegnete Amiguet. Das gelte für ein Parkhaus, ein Gedanke, der von Nina Zorn (Härtenliste) ins Spiel gebracht wurde. Dem schob Bürgermeister Soltau einen Riegel vor – dafür habe die Gemeinde kein Geld übrig. Steffen Reichl (FWV) und Joachim Kaiser (Neu Liste) warnten davor, die Pläne platzen zu lassen. Für die Gemeinde gehe es um Einnahmen durch die Gewerbesteuer. Nina Zorn gab Entwarnung: »Ich bin mir sicher – Löhlen Süd kommt!« In der Tat: Die Abstimmung (bei einer Enthaltung) ergab grünes Licht für das neue Industriegebiet. (mac)