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Aktuell Ermittlungen

Krebsdiagnosen aus Tübingen im Metzinger Wald: Wie kamen sie dort hin?

Ein brisanter Zufallsfund einer Rentnerin am Waldrand zwischen Glems und Eningen beschäftigt gerade die Polizei und die Uniklinik Tübingen. Die Briefe waren an Patienten mit der Diagnose Krebs gerichtet. Was bislang bekannt ist.

Die Uniklinik Tübingen auf einem Übersichtsplan.
Die Uniklinik Tübingen auf einem Übersichtsplan. Foto: Franziska Kraufmann/dpa
Die Uniklinik Tübingen auf einem Übersichtsplan.
Foto: Franziska Kraufmann/dpa

TÜBINGEN/METZINGEN. Wie sind Briefe, die das Uniklinikum Tübingen (UKT) an mehrere Patienten mit dem Befund Krebs geschrieben hat, in einen Straßengraben zwischen Metzingen-Glems und Eningen unter Achalm gekommen? Diese Frage beschäftigt gerade Ermittler der Polizei sowie das UKT. »Wir wissen es bislang noch nicht«, gibt Bianca Hermle, Sprecherin der Uniklinik, auf Nachfrage des GEA zu. Die Klinik bedauere die offensichtliche Datenpanne sehr. »Die Compliance-Beauftragte ist eingeschaltet, um die interne Aufarbeitung fortzuführen«, so die Sprecherin. Das soll bedeuten, dass die Klinik weiter herausfinden will, wie es zu dem Datenleck kommen konnte.

Das will auch die Polizei in Metzingen herausfinden, bei der die Briefe mittlerweile liegen. Die 78 Jahre alte Finderin hatte sie dort abgegeben. »Bislang sind die Briefe bei uns registriert. Die Kollegen wollen die Hintergründe klären und es steht ja für die Polizei die Frage im Raum, ob hier eine Straftat vorliegt«, sagt Ramona Döttling, Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen. Bislang gebe es aber noch keine Ergebnisse.

»Der Klinikumsvorstand hat die betroffenen drei Patienten schriftlich über das Ereignis informiert«

Es sei allen Beteiligten klar, so Kliniksprecherin Hermle, dass es sich bei dem Fund um hochsensible Daten handele. So seien die Patienten-Adressen ersichtlich, ebenso wie Einzelheiten zu den Krebsdiagnosen. Das UKT ist jetzt um Schadensbegrenzung bemüht: »Die Datenschutzverletzung wurde vom Datenschutzbeauftragten des Klinikums umgehend der Landesaufsichtsbehörde gemeldet. Unser Klinikumsvorstand hat die betroffenen drei Patientinnen und Patienten schriftlich über das Ereignis informiert.« Von Angeschriebenen sei aktuell noch keine Rückmeldung erfolgt. Auch wisse die Klinik nicht, ob die früheren Krebspatienten überhaupt noch leben. Die Schreiben sind versehen mit den Jahreszahlen 2007 und 2008.

Die Aufklärung innerhalb der Klinik laufe weiter, berichtet Bianca Hermle. Ein Missbrauch der Daten sei bislang nicht festzustellen gewesen. Das habe die Überprüfung der digitalen Akten der betroffenen Patienten ergeben. Schriftlich teilt sie mit: »Überprüft wurde der gesamte Weg, den eine Papier-Patientenakte über die digitale Archivierung bis hin zur Vernichtung geht. Hier konnte kein Datenverlust festgestellt werden. Gesichert ist zum jetzigen Zeitpunkt, dass die rund 15 Jahre alten Patientendokumente innerhalb der letzten zwölf Monate in unseren Systemen nicht abgerufen wurden.«

Alle Patientendaten seien auf jeden Fall digital in den Servern des Uniklinikums gesichert, erklärt die Sprecherin. Auch die älteren. Das sei bei dieser Überprüfung festgestellt worden. Doch gleichzeitig heißt aus dem UKT: »Wie Briefe mit einem derart sensiblen Inhalt im Straßengraben landen können, werden wir vermutlich trotz umfangreicher Bemühungen leider nicht aufklären können.« (GEA)