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Kinder stürmen in Scharen auf die Olgahöhe in Mössingen

Leicht erhöht hinter der Gruppe der jüngsten Teilnehmer (Haus Blau) im weißen Hemd, roter Hose und mit Piratenhut sitzt die Haup
Leicht erhöht hinter der Gruppe der jüngsten Teilnehmer (Haus Blau) im weißen Hemd, roter Hose und mit Piratenhut sitzt die Hauptverantwortliche Carolin Dürr auf einer riesigen Kabeltrommel. Gemeinsam mit rund 65 Mitarbeitern und 20 Jeslern (Jugend engagiert sich) betreute sie in der ersten Woche rund 200 Kinder, in der zweiten immerhin 150 Spatzennestler. FOTO: JOCHEN
Leicht erhöht hinter der Gruppe der jüngsten Teilnehmer (Haus Blau) im weißen Hemd, roter Hose und mit Piratenhut sitzt die Hauptverantwortliche Carolin Dürr auf einer riesigen Kabeltrommel. Gemeinsam mit rund 65 Mitarbeitern und 20 Jeslern (Jugend engagiert sich) betreute sie in der ersten Woche rund 200 Kinder, in der zweiten immerhin 150 Spatzennestler. FOTO: JOCHEN

MÖSSINGEN. Jedes Jahr zu Beginn der Sommerferien herrscht eine mysteriöse Stimmung auf der Olgahöhe, die selbst die Tiere des Waldes wahrnehmen: Zelte werden aufgebaut, Europaletten fantasievoll zu allerlei Verschlägen drappiert, eine Feldküche aufgebaut, Anhänger mit dubiosen Dingen bis ganz nach oben auf den Berg über den Dächern Mössingens gefahren.

Am Eingang zum Spielplatz weht heuer eine große Leinwand mit einem kunstvoll aufgemalten Segelschiff, durch die man erst mal hindurch muss, davor ein großes Warnschild mit der Aufschrift KINDERZONE.

Steinlachtal war ein großes Meer

Dieses Jahr war es dann am 29. Juli soweit: Scharen von Kindern stürmten das 41. Spatzennest, ein großartiges Abenteuer für zwei Wochen, von welchem Generationen von Kindern noch ihren Urenkeln erzählen werden und wer mit 12 Jahren bereits zu alt ist, macht ehrenamtlich als Betreuer mit.

Dieses Jahr stand unter dem Motto »Piraten« und beim Elternfest erzählen Freibeuterin Caro und Käpt’n Marc, wie die kleinen Seeräuber mutig allen Widrigkeiten mit dem Schlachtruf »He! – Ho! – Ha!« trotzten. »Das ist die Abkürzung für heldenhafte Hoffnung der Harmonie«, ruft Carolin Dürr der versammelten Meute zu. Breitbeinig und mit verschränkten Armen vor der Brust steht sie auf einer riesigen roten Kabeltrommel und erzählt gekonnt beim Elternfest am Donnerstagabend, wie vor Tausenden von Jahren einstmals das Steinlachtal ein großes Meer war und durch einen Fluch ausgetrocknet wurde. Mucksmäuschenstill ist es da, auch die Eltern lauschen gebannt, »so wurde schließlich im ausgetrockneten Tal Mössingen erbaut, die umliegenden netten kleinen Dörfer entstanden und Goldmünzen wurden gefunden.« Dass Gold natürlich nicht alles im Leben ist, das wissen die Kinder spätestens nach dem diesjährigen Spatzennest.

Was nämlich viel wichtiger ist: »Freundschaft!« oder »Liebe!« und »Loyalität!« ruft es aus den verschiedenen Gruppen laut und durcheinander. Allesamt sind mit einem Schlachtlied auf die Lichtung einmarschiert und kommen aus verschiedenfarbigen Häusern. »Haus blau« sind die Allerkleinsten und die Eltern klatschen frenetisch im Takt, sodass man die singenden Schlachtrufe der Kurzen kaum versteht.

Von Klabautermännern und Schatzkisten wird gesungen, die größeren Mädchen vom »Haus Lila« tanzen wilde Tänze, während pubertierende Jungs im Hintergrund mit stolzgeschwellter Brust schunkeln. Es gibt auch Raum für eigene Ideen, obwohl sich die zahlreichen Betreuer an kreativen Bastelideen schier überboten und deswegen von Seeräuberin Hannah Blinkle abseits des Trubels für kleines Geld angeboten werden. Bevor das Büfett beim Elternfest eröffnet wird, müssen die Kinder gegen Unterschrift der Eltern abgemeldet werden. Und wer danach noch mutig ist, baut ein Zelt auf, um die letzte Nacht des diesjährigen Spatzennestes auf der Olgahöhe zu verbringen. Ein Hoch auf die unzähligen Ehrenamtlichen im freibeuterischen Steinlachtal, die auch diesen Sommer für viele Kinder unvergesslich gemacht haben. (och)