Möge das Herunterfahren des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens zu Beginn noch in der Tat richtig gewesen sein, so störe ihn mittlerweile vor allem ein mit Bundeskanzlerin Angela Merkel verbundenes Wort: »Alternativlos führt zur Aufgabe der Autonomie und zu Staatsgläubigkeit«, sagt Haussmann. »Der Staat hat sich wahnsinnig viel Macht angeeignet«, stellt der FDP-Politiker mit Blick auf die Einschränkungen der Grundrechte sowie vieles mehr im Krisenmanagement fest. »Mehr Vertrauen in die Selbstverantwortung wäre angebracht«, meint der in Bad Urach lebende Altminister. Ihm gefalle da der schwedische Weg besser.
Für Deutschland fordert er »eine flexible regionale Öffnung«. Außerdem müsse sich die Regierung zunehmend »im Parlament rückversichern«. Die allseits weit geöffneten Geldschleusen zur Unterstützung der notleidenden Wirtschaft rufen tiefe Sorgenfalten in seinem Gesicht hervor. »Wir werden in einer riesigen Staatsverschuldung aufwachen. Es wird viele Verlierer geben«, analysiert Haussmann. Dabei müsse man bedenken, »kein Staat kann alles mit Geld zuschütten. Der Gedanke für jeden wird gesorgt, ist eine Illusion«.
Mit begrenzten Grundrechten werde man in Deutschland »wohl noch eine ganze Weile leben müssen.« Pessimismus will Haussmann unter dem Strich aber nicht verbreiten. »Global gesehen haben wir in Deutschland immer noch die besten Voraussetzungen«, ist sich der Professor an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen sicher. (GEA)