TÜBINGEN. Hunderte Menschen gedachten auf dem Tübinger Marktplatz der Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vor drei Jahren. Dabei riefen sie Parolen wie »Rassistischer Mord, Widerstand an jedem Ort« und »Hoch die internationale Solidarität«.
Drei Jahre sind seit dem Mord an Ferhat Unvar, Hamza Kurtovic, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Paun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoglu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin vergangen. Ihre Fotos waren in schwarz-weiß auf dem Marktplatz zu sehen, daneben ein großes Transparent mit der Aufschrift »Niemals vergessen«. Viele offene Fragen seien bis heute nicht geklärt worden, so eine Rednerin. Sie wollte ihren Namen ebenso wenig nennen wie die anderen aus »Eigenschutz«, wie es hieß.
Warum war der Notausgang der Arena-Bar verschlossen? Warum war der Notruf nicht erreichbar? Warum kann der Vater des Täters die Angehörigen der Familien weiterhin bedrohen? Warum wird weiterhin am Mythos der »exzellenten Polizeiarbeit« festgehalten? Diese Fragen stellten die Organisatoren eindringlich. Wer schweige, stimme zu. Deshalb habe es in Tübingen auch in den vergangenen beiden Jahren jeweils am Jahrestag des Anschlags Demonstrationen gegeben.
Hanau sei kein unglücklicher Zufall. Es seien nicht einfach nur die falschen Menschen zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. »Dieser Anschlag ist einer von vielen traurigen Anlässen, zu denen deutlich wird, dass Rassismus, der tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, reale Konsequenzen hat«, sagte eine Rednerin. Nach der Kundgebung marschierten die Teilnehmer zur Neuen Aula, wo sie eine Gedenkminute abhielten.
In Reutlingen hielten die »Omas gegen Rechts« zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern von ROSA und dem DGB auf dem Reutlinger Marktplatz eine einstündige Mahnwache. (stb)