KREIS TÜBINGEN. Seit Jahren mangelt es in der Pflege an Personal, der Notstand hat bisher jedoch kaum zu Verbesserungen geführt. Eine bessere Bezahlung soll nun die Attraktivität des Pflegeberufs erhöhen: Weil das Applaudieren und die Bonuszahlungen zwar wichtig seien, aber nicht reichen, hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in diesem Jahr über eine Pflegereform unter anderem ein flächendeckendes Tarifgehalt für alle Pflegekräfte erwirkt.
2020 waren in Deutschland 1,7 Millionen Pflegekräfte in der Kranken- und Altenpflege sozialversicherungspflichtig beschäftigt: darunter 615.000 Altenpflege- sowie 1,1 Millionen Krankenpflegekräfte. Pflegeberufe sind weiterhin eine Frauendomäne: Ein Großteil der Beschäftigten ist weiblich, Teilzeitbeschäftigung weit verbreitet.
Anders als die Beschäftigungsrate insgesamt ist der Bedarf an Pflegekräften im Corona-Jahr weiter gewachsen: Im Vergleich zu 2019 war eine Zunahme von 40.000 Pflegestellen, beziehungsweise gut zwei Prozent zu verzeichnen. »Heutzutage müssen wir uns als Einrichtung bei den Pflegefachkräften bewerben«, hat Regina Hönes, Leiterin des Gemeindepflegehauses Härten in Kusterdingen festgestellt. Den Pflegenden selbst sind vor allem die Arbeitsbedingungen in einem interprofessionellen Team und die Wertschätzung ihrer Arbeit wichtig. Dazu trägt auch die Akademisierung des Berufs bei: Seit dem Wintersemester 2018/19 gibt es an der Uni Tübingen den Bachelor-Studiengang der Pflege.
Auch der demografische Wandel fordert eine Aufstockung des Pflegepersonals: Mit steigender Lebenserwartung nimmt auch die Zahl der hochbetagten, pflegebedürftigen Menschen unter anderem mit Demenz zu.
Die Pflege ist ein sehr dynamisches und nicht zuletzt daher auch sehr anspruchsvolles Berufsfeld, das sich immer wieder an gesellschaftliche oder technologische Veränderungen anpassen muss wie beispielsweise den Einsatz von künstlicher Intelligenz. (GEA)