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Forscher mahnen: Aussagekraft von Corona-Schnelltests begrenzt

Ein Corona-Schnelltest. Foto: dpa
Ein Corona-Schnelltest.
Foto: dpa
TÜBINGEN/HEIDELBERG. Corona-Schnelltests können von geschulten Laien genauso vorgenommen werden wie von medizinischem Personal. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Claudia Denkinger nach Untersuchungen der Uniklinik Heidelberg und der Berliner Charité. Und: Die Qualität der Antigen-Schnelltests habe sich deutlich verbessert, hat sich die Leiterin der Sektion Klinische Tropenmedizin in Heidelberg jüngst gegenüber der Stuttgarter Zeitung geäußert.

Allerdings ist die diagnostische Aussagekraft nach wie vor begrenzt. Ein negatives Testergebnis habe für maximal 24 Stunden Gültigkeit und könne kein »Freifahrtschein« sein, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin. Eine der Folgerungen: »Alle Hygienemaßnahmen müssen weiter eingehalten werden.«

In der Untersuchung im September und Oktober ging es darum zu prüfen, ob ein Selbstabstrich aus dem vorderen Bereich der Nase ebenso gute Ergebnisse bringt wie die Antigentests, bei denen medizinisches Personal mit einem langen Stäbchen Proben tief aus dem Rachen und der Nase entnimmt. Dabei mussten die Probanden einen Tupfer 15 Sekunden lang in zwei bis drei Zentimeter Tiefe an den Innenwänden der Nase entlangführen. Anschließend entnahm das medizinische Personal zur Kontrolle sowohl einen tiefen Abstrich als auch einen Abstrich für einen üblichen PCR-Test.

Nach diesem Test waren von den 289 Studienteilnehmern 39, also 13,5 Prozent, infiziert. Der professionell genommene Schnelltest erkannte 31 Infektionen (80 Prozent), der Schnelltest nach Selbstabstrich 29 (74 Prozent). Werden allerdings nur die Infizierten mit hoher Viruslast betrachtet, verbessert sich das Ergebnis bei den Selbstabstrichen auf 96 Prozent.

Weil sich Parameter wie die Viruslast schnell ändern können, die Antigen-Schnelltests derzeit aber nur bei hoher Viruslast einigermaßen zuverlässige Ergebnisse liefern, betonen die Mediziner ausdrücklich, dass es sich nur um eine »Momentaufnahme« handelt. »Daher hat das Ergebnis nur eine Aussagekraft für einen limitierten Zeitraum von ca. 24 Stunden. Ein negatives Testergebnis schließt das Risiko, andere anzustecken, nicht aus«, heißt es in dem Papier.

Einzelbeobachtungen aus klinischen Einrichtungen und Pflegeheimen ließen zudem befürchten, dass »als Trugschluss aus einem negativen Antigen-Schnelltestergebnis Hygienemaßnahmen evt. nicht mehr so konsequent angewendet werden«. Deshalb muss nach Ansicht der Forscher immer auf die begrenzte Aussagekraft der Ergebnisse hingewiesen werden.

Wichtig wäre aus Sicht der Mediziner, dass die Antigen-Schnelltests in kontrollierten Studien von unabhängigen Wissenschaftlern oder behördlichen Prüfstellen untersucht werden. Bisher beruhen Aussagen zur Wirksamkeit der Tests laut Forschungsnetzwerk ausschließlich auf Angaben der Hersteller. »Erste Untersuchungen durch unabhängige, universitäre Diagnostiklabore«, heißt es in dem Papier weiter, »zeigen zum Teil eine deutlich niedrigere Leistungsfähigkeit.« So habe ein häufig verwendeter Schnelltest in der Notaufnahme eines Großklinikums nur 39 Prozent der Infizierten ohne Symptome erkannt. (GEA)