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Aktuell Gedenken

Eine neue Linde in Mähringen: Ein Zeichen für den Frieden

Auf dem Friedhof in Mähringen wurde kürzlich eine neue Friedenslinde eingepflanzt. Ortsvorsteherin Susanne Bailer erklärt, was es mit einem Naturdenkmal dieser Art auf sich hat.

Susanne Bailer hatte die Idee, eine neue Friedenslinde zu pflanzen.
Susanne Bailer hatte die Idee, eine neue Friedenslinde zu pflanzen. Foto: Nadine Nowara
Susanne Bailer hatte die Idee, eine neue Friedenslinde zu pflanzen.
Foto: Nadine Nowara

KUSTERDINGEN-MÄHRINGEN. Noch ist der Stamm schmal, fast wie ein Zweig. Doch die neue Friedenslinde am Friedensweg beim Friedhof soll wie ihre Vorgängerin zu einem mächtigen Naturdenkmal heranwachsen. Diese steht wenige Meter entfernt. Der Kronendurchmesser beträgt stolze 20 Meter. Mit Seilwinden wird sie zusammengehalten. »Etwa 200 Jahre ist sie alt«, sagt Mähringens Ortsvorsteherin Susanne Bailer. Es ist nicht überliefert, warum und wann die alte Mähringer Linde gepflanzt worden ist. Sie wird wohl noch einige Jahre standhaft bleiben. Dennoch hat der Ortschaftsrat sich jetzt dazu entschieden, eine Nachfolgerin zu pflanzen. Eine Gedenktafel wird demnächst dazukommen. »Wir wollten ein Zeichen setzen, da es zur Zeit in der Welt immer unfriedlicher ist«, sagt Bailer. Das Pflanzen von Friedenslinden geht auf eine lange Tradition zurück. »Nach gewonnenen Kriegen und dem folgenden Frieden oder nach überstandenen Epidemien wie der Pest war es früher Brauch Friedenslinden zu pflanzen.«

Aus Feindschaft wurde Freundschaft

Viele Gedenkbäume in Deutschland erinnern an den deutsch-französischen Krieg von 1870 /1871. Dieser führte zur »Erbfeindschaft« zwischen Frankreich und Deutschland. »Deutschland besiegte damals Frankreich und gebärdete sich danach so, wie es viele Siegermächte in der Geschichte es immer wieder taten. Der Unterlegene sollte 'bluten' im übertragenen Sinne. Der Kriegsgegner wurde wirtschaftlich und finanziell ausgebeutet, was für die Bevölkerung oft Hunger und Not bedeutete und den Hass auf den Sieger noch steigerte«, erläutert Bailer. Nach dem Ersten Weltkrieg habe das »Spiel im umgekehrten Modus« begonnen. »Deutschland war der Verlierer und Frankreich setzte alles daran, den Unterlegenen zu demütigen und sich selbst zu verherrlichen«, schildert Bailer. Nach 1945 wurden schließlich die Grundlagen für die guten nachbarschaftlichen Beziehungen gelegt. Aus der Feindschaft wurde eine Völkerfreundschaft. Auch Kusterdingen hat mit Venansault eine französische Gemeinde-Partnerschaft. Bailers Hoffnung: »dass dieser Baum eine lange Lebensdauer hat und somit eine große Symbolkraft entfaltet und die Verbindung zur gesamten Schöpfung - zur Natur und zwischen den Menschen - gestärkt wird.« (GEA)