KREIS TÜBINGEN. Das erste vollständige Ergebnis war um 19.35 Uhr da: Hirrlingen hatte seine 1.614 Stimmen ausgezählt und den Bundestrend betätigt: Gewinn für die CDU (40,8 Prozent, ein Plus von 3,1 Prozentpunkten), herbe Verluste für die Grünen (9,8 Prozent, minus 10,6 Prozentpunkte). Die zweitstärkste Kraft wurde auch hier die AfD. Während sie 2019 noch bei 9 Prozent lag, hat sie nun 15,6 Prozent erreicht. Kurz darauf hat Starzach ausgezählt. In der Gemeinde fällt vor allem der Wahlbezirk Börstingen auf: Hier haben 38,5 Prozent die AfD gewählt.
Anschließend geht es Schlag auf Schlag. Gomaringen, Dußlingen, Kusterdingen und Kirchentellinsfurt. Die Gemeinden liefern alle ein ähnliches Bild: Gewinne für CDU und AfD, ein Debakel für die Grünen. Verluste zwischen acht bis zehn Prozent muss die Ökopartei hinnehmen. Der Absturz der SPD ist da nicht ganz so groß. Schließlich war die Fallhöhe deutlich geringer. Immerhin waren die Grünen im Kreis Tübingen mit 31,6 Prozent der Stimmen bei den Europawahlen vor fünf Jahren die stärkste Kraft. Die Sozialdemokraten konnten damals nicht einmal halb so viele Wähler für sich gewinnen. Sie kamen auf 13,4 Prozent. Die CDU erreichte 24,4 Prozent, die AfD 7,3 Prozent, die FDP 5,9 Prozent und die Linke 5,5 Prozent. Letztere ist in den Kreisgemeinden, abgesehen von der Stadt Tübingen, fast zur Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpft. Dagegen legte das Bündnis Sarah Wagenknecht einen beachtlichen Start hin.
Es ist fast Mitternacht, als das vorläufige Endergebnis für den gesamten Kreis feststeht. Die CDU kommt auf 26,1 Prozent, die Grünen auf 22,4 Prozent, die SPD bekommt 11,7 Prozent, die AfD 9,9 Prozent, FDP 6,3 Prozent, BSW 4,2 Prozent, die Linke 3,6 Prozent, Volt 3,8 Prozent und die Freien Wähler 2,4 Prozent. Die Gemeinden hatten da schon lange ausgezählt.
Herbe Verluste der Ökopartei auch in der Unistadt
8,6 Prozentpunkte weniger bekamen die Grünen in Gomaringen, 9,3 Prozentpunkte verloren sie in Kirchentellinsfurt, 10,3 in Kusterdingen. Aber sie bleiben in allen drei Gemeinden immer noch die zweitstärkste Kraft. 22,1 Prozent der Stimmen erzielten sie in Kusterdingen, in Kirchentellinsfurt 21,1 Prozent und in Gomaringen 15 Prozent. Ganz knapp haben sie in Mössingen den zweiten Platz mit 14,3 Prozent an die AfD verloren. Für die rechte Partei stimmten 14,5 Prozent der Wähler in der Steinlachstadt.
Auch in der Grünenhochburg Tübingen musste die Partei deutlich Federn lassen. Aber die Ökopartei ist und bleibt mit 32 Prozent die Nummer eins in der Unistadt. Das unterscheidet sie von allen anderen Gemeinden im Kreis. Überall sonst hat die CDU die meisten Stimmen auf sich versammeln können. Die Gewinne reichen dabei bei den Konservativen von 1,1 Prozentpunkte in Bodelshausen bis 5,4 Prozent in Ofterdingen. Die AfD kann mit 4,6 Prozent nach wie vor keinen Boden in Tübingen gewinnen. Auch das unterscheidet das Wahlergebnis von den sonstigen Ergebnissen im Kreis.
Im ehemals roten Nehren konnte die SPD mit 15,8 Prozent ihr bestes Ergebnis erzielen. Am schlechtesten schnitten die Sozialdemokraten in Starzach ab. 9,5 Prozent der Wähler gaben ihnen ihre Stimme. Die Verluste fielen im Vergleich zu den Grünen insgesamt moderater aus. Auch die Liberalen schlugen sich im Kreis tapfer. In Kirchentellinsfurt legten sie, im Gegensatz zum Bundestrend, um 2,2 Prozentpunkte zu. Sie kommen dort auf 8,5 Prozent.
AfD legt in Belsen und Bodelshausen deutlich zu
Starzach ist eine der Hochburgen der AfD. Dort erreichte die rechte Partei 20,4 Prozent. Besonders viele AfD-Wähler gibt es in Mössingen in den Ortsteilen Bästenhardt, Belsen und Talheim. Auch dort erreichte die Partei rund 20 Prozent. Auffällig auch das Ergebnis von Bodelshausen: Die AfD hat dort überdurchschnittliche Gewinne erzielt. Sie bekam 19,6 Prozent der Wählerstimmen. Das sind 6,2 Prozentpunkte mehr als 2019. Keine andere Partei hat derart viele Zugewinne in Bodelshausen zu verzeichnen. (GEA)