TÜBINGEN. Die Geschichtswerkstatt und das Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus in Tübingen begrüßen den Anstoß der Debatte über die Änderung von Straßennamen in Tübingen. Dies bekräftigten sie jetzt in einer gemeinsamen Erklärung.
Seit einiger Zeit wird die Umbenennung von Straßen in Tübingen aufgrund der nationalsozialistischen, rassistischen oder kolonialistischen Biografie der Namensgeber kontrovers diskutiert. Zuletzt ging es darum, ob Eduard Haber, Eduard Spranger und Wilhelm Schussen würdig sind, in Tübingen mit Straßennamen geehrt zu werden (der GEA berichtete).
Der Fachbereich Kunst und Kultur der Stadt sieht derzeit nicht die finanziellen Mittel zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Hintergründe von Straßenbenennungen und spricht sich als temporäre Lösung dafür aus, die derzeitigen Straßenschilder mit ergänzenden Erläuterungstafeln zu versehen sowie digital zu dokumentieren. Geschichtswerkstatt und Verein bedauern zwar einerseits, dass die Stadt eine wissenschaftliche Aufarbeitung derzeit nicht für möglich ansieht, begrüßen aber andererseits, dass der Fachbereich zumindest eine temporäre Lösung vorschlägt.
Im Fall von Eduard Haber hätten allerdings die Historiker und Kulturwissenschaftler Michael Kuckenburg, Wilfried Setzler und Bernd Jürgen Warneken bereits fundierte wissenschaftliche Vorarbeit in der Sache geleistet. Deshalb solle zumindest im Falle von Eduard Haber die Straße in Kiomars-Javadi-Straße umbenannt werden, allerdings erst nach eingehender Information und Diskussion mit den Anwohnern, denn »bei der Vergangenheitsbewältigung ist ein demokratischer Prozess wichtig«.
Die beiden Vereine begrüßen deshalb den von der SPD-Gemeinderatsfraktion eingebrachten Antrag auf Einsetzung einer beratenden Kommission aus Fachleuten und Beteiligten sowie die Realisierung einer fundierten Forschung zu problematischen Straßennamen. (GEA)