TÜBINGEN. Die Tübinger Firma Curevac sieht sich mittlerweile mehr als kommerzielles Pharma-Unternehmen - und weniger als vorrangig durch Forschung geprägte Biotech-Firma. Gründe dafür seien vor allem die zahlreichen Kooperationen mit großen Pharma-Unternehmen etwa bei der Zusammenarbeit für die Entwicklung und Produktion von Corona-Impfstoffen, wie Vorstandschef Franz-Werner Haas bei der Online-Hauptversammlung mit Investoren am Donnerstag in Tübingen sagte.
Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 als Start-up gegründet und hat sich auf die sogenannte mRNA-Technologie spezialisiert. Neben Corona-Impfstoffen entwickelt Curevac etwa auch Impfstoffe gegen Tollwut oder Gelbfieber sowie Mittel zur Krebsbekämpfung.
Der Vorstandsvorsitzende Haas erläuterte den Investoren erneut, welch herausfordernden Bedingungen für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs erster Generation aus Sicht des Unternehmens bestehen. Zugleich betonte er die Bedeutung der Vorauszahlung von 450 Millionen Euro hierfür der Europäischen Kommission für die aus seiner Sicht gute finanzielle Lage des Unternehmens. Die EU hat sich laut Curevac bis zu 225 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs erster Generation gesichert sowie eine Option auf weitere 180 Millionen Dosen. Eine Zulassung des Impfstoffs steht bislang aus.
Zuletzt hatte Curevac bekanntgegeben, dass der Corona-Impfstoffkandidat CVnCov nach einer vorläufigen Auswertung über eine Wirksamkeit von rund 47 Prozent verfügt. Damit wäre der Impfstoff deutlich weniger wirksam als andere bereits in der EU zugelassenen Impfstoffe. Die Mitteilung hatte für einen deutlichen Rückgang des Börsenkurses und Enttäuschung bei Politikern gesorgt.
Eine wichtige Personalie war bereits vor der Hauptversammlung am Donnerstag bekannt geworden. Curevac-Gründer Ingmar Hoerr zog seine geplante Kandidatur für den Aufsichtsrat »wegen weiterhin anhaltender gesundheitlicher Probleme« zurück, wie Curevac bereits am Mittwoch mitgeteilt hatte. Hoerr war zuvor unter anderem als Vorstandsvorsitzender und Mitglied des Aufsichtsrats tätig und hatte sich im März 2020 in Folge einer Hirnblutung von seinen Posten im Unternehmen zurückgezogen. (dpa)