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Boris Palmer im Maischberger-Podcast: Manchmal ist Streit besser als Harmonie

Tübingens Oberbürgermeister fordert für den Curevac-Impfstoff die Notfallzulassung: »Millionen einsatzbereiter Impfdosen liegen da, während wir darauf warten, dass Formulare ausgefüllt werden.«

Boris Palmer: Die Impfstoffbeschaffung ist ein trauriges Kapitel. FOTO: SOEDER/DPA
Boris Palmer: Die Impfstoffbeschaffung ist ein trauriges Kapitel. FOTO: SOEDER/DPA
Boris Palmer: Die Impfstoffbeschaffung ist ein trauriges Kapitel. FOTO: SOEDER/DPA

TÜBINGEN. Der Oberbürgermeister von Tübingen ist ein häufiger und gern gesehener Gast bei zahlreichen Talksendungen im Fernsehen, jetzt hat die bekannte Talkmasterin Sandra Maischberger Rathauschef Boris Palmer für ihr Format »Maischberger - der Podcast« zu Gast gehabt. In der fast einstündigen Aufzeichnung spricht sie mit dem 48-Jährigen unter anderem über seine politische Haltung, seine immer wieder kontrovers diskutierten Statements, seinen »übermächtigen« Vater und natürlich über Corona und das Modellprojekt in Tübingen »Öffnen mit Sicherheit«, das jetzt mit der Bundes-Notbremse zu einem Ende gekommen ist. 

Für das Interview erreicht sie ihn im Home-Office und er weist sie gleich zu Beginn daraufhin, dass es durchaus sein könne, dass einer seiner drei Kinder mal dazwischenfunken könne. Das würde sie ganz lustig finden, meint Sandra Maischberger daraufhin, es passiert aber ohnehin nicht.

Auf die Frage, wieso er sich immer wieder zu provozierenden Aussagen hinreißen ließe, die in der ganzen Republik für Aufsehen sorgen, antwortet Boris Palmer, dass seine Statements, beispielsweise zu Asylbewerbern oder den Schutz der älteren Menschen vor Corona, von ihm nicht als gezielte Provokationen gedacht seien: »In vielen Fällen wird mir erst hinterher klar, dass andere sich davon provoziert fühlen.« Er finde es zudem völlig richtig, Fehlverhalten von jungen, männlichen Asylsuchenden öffentlich anzusprechen, »... denn wenn die sich so verhalten, dann untergräbt das die Bereitschaft der Menschen Asylbewerber aufnehmen zu wollen.« Palmer fügt im Interview hinzu: »Ich stehe dazu ein Rechthaber zu sein, denn die Menschen wollen keine Falschhaber, erst recht nicht als OB.« Später gibt Palmer dann auch zu: »Manchmal kann ich nicht anders.« Grundsätzlich müsse in der Demokratie Streit geführt werden, davon lebe sie schließlich auch. Manchmal sei Streit deshalb besser als Harmonie. Maischberger erinnert ihn dann auch an sein Zitat zur Bundeshauptstadt: »Wenn ich in Berlin ankomme, habe ich oft das Gefühl, ich verlasse den funktionierenden Teil Deutschlands.« Darüber müssen aber beide lachen.

Im Podcast kommen auch manche sehr persönlichen Dinge aus Palmers Leben zur Sprache, so zum Beispiel auch, dass er seit vielen Jahren Magentabletten für seine Gesundheit nehmen muss. Auch so manch kuriose Einzelheit aus der Vergangenheit kommt ans Licht. So beispielsweise auch die Anekdote, dass Palmers Vater, der als »Remstalrebell« bekannt gewordene Helmut Palmer, das Abiturzeugnis seines Sohnes seinerzeit an verschiedene Zeitungsredaktionen gefaxt hatte. »Er hat mir nie gesagt, dass er sich drüber freut, dass ich ein gutes Abitur gemacht hab. Aber er fand es eine gute Gelegenheit seine eigene Intelligenz den Zeitungsredaktionen mit dem Zeugnis seines Sohnes per Fax zu dokumentieren.« Fast nebenbei erwähnt Maischberger, dass im Zeugnis ausschließlich Einser standen. 

Mehrfach beklagt Boris Palmer, dass er sich angesichts der Bundes-Notbremse sehr ohnmächtig fühle - vor allem mit Blick auf das Tübinger Modellprojekt, dass dadurch beendet werden musste. Er macht deutlich, dass es nach seinem Willen hätte durchaus weitergeführt werden können. Also Einkaufen, Theater und Kultur in Tübingen für Menschen, die einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen konnten. Er habe deshalb auch einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben, »... um von ihr sowas wie eine Bundesgenehmigung zur Weiterführung zu bekommen.« Er werde darauf hinarbeiten in absehbarer Zukunft wieder einzusteigen in das Modellprojekt, weil es noch viel zu lernen gebe. Der Zeitpunkt könne beispielsweise dann sein, wenn die Infektionszahlen der dritten Welle wieder deutlich nach unten gingen. 

Deshalb müsse jetzt auch endlich eine Notfallzulassung für den Impfstoff des Tübinger Pharma-Unternehmens Curevac her: »Denn Millionen einsatzbereiter Impfdosen liegen da, können nicht eingesetzt werden, weil wir darauf warten, dass Formulare ausgefüllt werden.« (GEA)