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Antarktis-Forscher und Geophysiker Drews: »Wir sind keine Abenteurer«

Eine Tübinger Forschungsgruppe reist regelmäßig in die Antarktis und vermisst dort das Eis

Tübinger Gletscherforscher  Reinhard Drews.  FOTO: CHRIS BOTTOMLY
Tübinger Gletscherforscher Reinhard Drews. FOTO: CHRIS BOTTOMLY
Tübinger Gletscherforscher Reinhard Drews. FOTO: CHRIS BOTTOMLY

TÜBINGEN. Forschen in der Antarktis. Das klingt nach bitterer Kälte, unendlichen Weiten, Einsamkeit, Heldentum in einem gänzlich unbekannten Erdteil. Zumindest Letzteres weist Reinhard Drews weit von sich. »Wir sind keine Abenteurer, sondern Wissenschaftler.« Der Forschungsaufenthalt im Eis sei nicht gefährlich, sagt Drews, aber faszinierend ist er auf jeden Fall.Anreise. Die Forscher reisen über Neuseeland in die Antarktis. Ein kleines Flugzeug bringt sie aufs Eis. Dort angekommen benutzen sie meist Hubschrauber als Fortbewegungsmittel. Drews war zwar schon fünf Mal da, aber er ist immer noch beeindruckt, wenn er die eisbedeckte Landschaft vom Flieger aus sieht. »Man kommt sich sehr klein vor und fragt sich, was mache ich da mit meinem kleinen Messinstrument. Das verändert sich auch nicht nach ein paar Jahren.«

Versorgung. Alles Wasser muss erst mal in einem kleinen Topf geschmolzen werden, alles Essen auf dem Campingkocher aufgetaut werden. Das kann dauern. Für einfache Mahlzeiten wie Nudeln und Tomatensoße ziehen schon mal zwei Stunden ins Land.

Umweltschutz. Die Antarktis ist eine unberührte Landschaft. Das soll auch so bleiben. Nichts darf zurückbleiben. Alles wird wieder mitgenommen. Selbst menschliche Fäkalien. Am strengsten seien die Neuseeländer, erzählt Drews. Die benötigte Energie für Messinstrumente erzeugen Forscher oft mit Sonnenenergie.

Gemeinschaft. In der Antarktis gelingt, was im Rest der Erde undenkbar scheint: die Zusammenarbeit zwischen den Nationen. Forscher von rund 60 Nationen sind dort tätig. Die Antarktis-Konvention verpflichtet sie, ihre Ergebnisse untereinander auszutauschen. Und das funktioniert. Vielleicht auch, weil nationale Interessen hintenanstehen. Schließlich gehört die Antarktis niemanden.

Tier- und Pflanzenwelt. Der unwirtliche Kontinent ist bevölkert. Robben und Pinguine leben dort. Eine Möwenart zieht am Himmel ihre Kreise, Moose wachsen auf Felsen. Die Wissenschaftler achten sehr darauf, dass diese fragile Lebenswelt nicht gestört wird. Schließlich gehört die Antarktis zu einer der wenigen unberührten Stellen unserer Erde. Tiere beobachten sie nur aus der Ferne. Und die Pinguine blicken mit derselben Neugier zurück.

Stille. In der Antarktis ist es ganz ruhig. »Etwas, was wir hier nicht mehr gewohnt sind«, erzählt Drews. »Da hört man Sachen in seinem Ohr, die hat man noch nie gehört«. (GEA)