Logo
Aktuell Wahlkampf

50 Vorschläge von OB-Kandidatin Geisel für Tübingens Zukunft

Von Öko-City bis Windkraft: OB-Kandidatin Sofie Geisel (SPD) hat weitere Anregungen gesammelt und legt ihr Programm vor. Trotzdem mit Palmer befreundet

Sofie Geisel (SPD)
Sofie Geisel, die Kandidatin der SPD für die Wahl zur Oberbürgermeisterin in Tübingen. Foto: Bernd Weißbrod
Sofie Geisel, die Kandidatin der SPD für die Wahl zur Oberbürgermeisterin in Tübingen.
Foto: Bernd Weißbrod

TÜBINGEN. 200 Termine in vier Monaten. Gespräche mit Busfahrern, Beschäftigten in der Pflege und im Verkauf, mit Vertretern von Gastronomie, Kultur und Sport, mit Vereinsmitgliedern und Studierenden: Sofie Geisel hat ihre Zuhör-Tour durch die Unistadt und ihre Teilorte absolviert und legt nun ein erstes Ergebnis vor. Die OB-Kandidatin mit SPD-Parteibuch startet mit 50 Vorschlägen für Tübingen in den eigentlichen Wahlkampf.

Geisel ist gründlich und hat ihre Gesprächspartner stets nach deren Ideen gefragt. Was ihr gefiel, hat sie zusammen mit ihren eigenen Vorstellungen in Form gebracht. Entstanden ist ein 18-seitiges Kompendium mit vielen Stichworten von bezahlbarem Wohnraum und Clubszene über duales Gymnasium, Hallenbad, Kinostadt und Konzertsaal bis zu Stadtgrün, Tü-Bus umsonst und Windkraft.

Die 51-Jährige verspricht einen neuen Politikstil und unterteilt ihr umfangreiches Programm in fünf Handlungsfelder. Ihre Zuhör-Tour will sie auch nach der Wahl fortsetzen und mit den Menschen im Gespräch bleiben. Junge und Alte seien gleichermaßen gefragt. Für die jungen Leute will sie einen Projekt-Fonds anstoßen, über den dann der Jugendgemeinderat wacht. »Ich möchte, dass junge Menschen die Erfahrung machen, dass Demokratie eine Mitmachveranstaltung ist«, sagt sie.

Als Geschäftsführerin der Service GmbH des Deutschen Industrie- und Handelskammertags weiß sie, wie wichtig Berufsbildung ist. Ein duales Gymnasium in Lustnau, wo die jungen Leute in neun Jahren parallel Abitur und Ausbildung im Beruf vereinen können, hält sie für ein Ziel, das zu verwirklichen sich lohnt. Den Bedarf an Fachkräften könne man besser decken, wenn man eine Willkommens-Agentur für Zuwandernde einrichtet, meint sie.

»Lieber eine gute Moderatorin im Rathaus als Dauerdiskutantin bei Markus Lanz «

Zentraler Teil ihres Programms ist das Kapitel zum bezahlbaren Wohnen. Die Bebauung des Saiben soll früher als bisher geplant erfolgen. Geisel will »eine soziale Öko-City« – ein Vorbild-Viertel für Architektur, klimagerechtes und soziales Bauen. 50 Prozent der Wohnungen sollen gefördert sein. Für Studierende müssen zudem mehr Wohnheimplätze geschaffen werden. Geisel hält eine Quote von 20 Prozent an Wohnheimplätzen in Tübingen für erreichbar.

Beim Klimaschutz setzt Geisel auf den Fotovoltaik-Ausbau und auf Windkraft. Der Tü-Bus soll nicht nur am Samstag, sondern am ganzen Wochenende und auch abends ab 19 Uhr umsonst sein. Bei Kultur und Sport will die SPD-Kandidatin die Folgen der Pandemie überwinden helfen.

Politikverdruss hat bei Geisel keine Chance. Sie glaubt, dass die Unistadt von einem Wettbewerb um die besten Ideen und einer offenen Debatte im Wahlkampf profitiert. Die Freundschaft mit Boris Palmer müsse nicht zwangsläufig darunter leiden. Kennen und schätzen gelernt haben sie sich, als Palmer Wahlkampf für den Grünen Wolf-Dieter Hasenclever und Geisel für Brigitte Russ-Scherer (SPD) gemacht haben. »Man kann befreundet sein, auch wenn man gegeneinander antritt.«

Geisel kann aber auch austeilen und weiß, dass mancher findet, ein OB habe sich mehr im Rathaus aufzuhalten als bei bundesweiten Talk-Shows. »Lieber eine gute Moderatorin im Rathaus als Dauerdiskutantin bei Lanz«, hat sie der Stuttgarter Zeitung vor wenigen Tagen gesagt und wiederholt es im Gespräch mit Journalisten am Freitag. Sie selber habe keinerlei bundespolitische Ambitionen. (GEA)