Ingo Hirsch: Nach dem Medizinstudium wollte ich eigentlich Kardiologe werden. Als ich dann aber auf Station im Krankenhaus war, hat mir die Arbeit gar nicht gefallen. Dann hab ich gedacht, dass ich das Mikroskopieren schon immer interessant fand, ich könnte ja auch mal die Pathologie ausprobieren. So bin ich da reingekommen.
Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Beruf?
Hirsch: Sieben Jahre.
"Viele verwechseln Rechtsmediziner mit PathologenWas muss man studieren, wenn man Pathologe werden möchte?
Hirsch: Medizin.
Gibt es da eine spezielle Richtung in der Medizin oder einfach nur Medizin?
Hirsch: Man muss Humanmedizin studieren. Das Studium schließt man dann mit der Approbation ab. Pathologie ist dann noch eine Facharztweiterbildung, so wie zum Beispiel Allgemeinmedizin oder Gynäkologie. Die Weiterbildung nach dem Studium dauert sechs Jahre. Dann muss man eine Prüfung bestehen und ist dann Facharzt beziehungsweise Fachärztin für Pathologie.
Was macht man eigentlich ganz genau in der Pathologie? Gibt es da verschiedene Richtungen?
Hirsch: Es gibt zwei Fachrichtungen: Pathologie und Neuropathologie. Dann gibt es noch etwas ganz anderes, und zwar die Rechtsmedizin. Die Ärzte, die in den Fernsehserien als Pathologen bezeichnet werden, sind in der Regel eigentlich Rechtsmediziner. Mit Kriminalfällen haben wir in der Pathologie nichts zu tun. Unsere Hauptaufgabe ist es, Körperteile zu untersuchen. Als Beispiel: Man entdeckt bei sich ein auffälliges Muttermal. Der Hautarzt weiß nicht genau, ob es gutartig oder bösartig ist, er schneidet es heraus und gibt es dem Pathologen. Der Pathologe untersucht das Gewebe unter dem Mikroskop und sagt dem Hautarzt, ob es bösartig ist oder nicht. Wenn es bösartig ist, kann der Pathologe dem Hautarzt auch sagen, ob es ganz entfernt wurde, oder ob er noch nachschneiden muss. Jede endgültige Krebsdiagnose in Deutschland wird vom Pathologen gestellt.
Und das hat viel mit Mikroskopie zu tun?
Hirsch: Ja. Die tägliche Routine besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen. Nehmen wir zum Beispiel ein größeres Operationspräparat, also zum Beispiel einen Magen mit einem Tumor. Das Präparat muss man sich mit bloßem Auge genau ansehen und auch beschreiben. Das ist der eine Teil der Arbeit. Dann werden Proben aus dem Präparat entnommen und diese werden unter dem Mikroskop untersucht. Das ist der zweite Teil der Arbeit. Dann können wir dem behandelnden Arzt mitteilen, zum Beispiel wie groß der Tumor ist, welche Art von Tumor es ist, ob er ganz entfernt wurde, ob Lymphknotenmetastasen vorhanden sind und noch viele andere Sachen. Der behandelnde Arzt benötigt diese Informationen um die weitere Therapie zu planen, zum Beispiel, ob eine Chemotherapie durchgeführt wird oder nicht.
Und da haben sie immer was zu tun, weil im Krankenhaus ständig neue Gewebeproben herkommen?
Hirsch: Ja, genau.
Hat die Pathologie viel mit dem Forschen an Zellen zu tun, oder bezieht sich das nicht nur auf Zellen?
Hirsch: Vor allem auf Zellen und auf Gewebe. Einmal nur die Zellen, das ist dann die Zytologie. Die Untersuchung von Geweben nennt man Histologie. Organe bestehen aus verschiedenen Geweben.
Und das muss man dann beides können, oder kann man sich da entscheiden?
Hirsch: Man muss in der Weiterbildung beides lernen, kann sich dann aber hinterher auf eins davon spezialisieren. Meistens macht man aber beides.
Mit was für Geräten arbeitet man in der Pathologie hauptsächlich?
Hirsch: Vor allem mit Lichtmikroskopen.
Es gibt ja immer weniger Leute, die sich für Pathologie interessieren. Woran könnte das liegen?
Hirsch: Das frage ich mich auch. Vielleicht wird im Medizinstudium den Studenten nicht richtig klargemacht, dass die Pathologie ein interessantes und schönes Fach ist und eine Alternative zu anderen Fachrichtungen darstellt. Viele wissen auch nicht genau, was ein Pathologe eigentlich macht, die verwechseln Rechtsmediziner mit Pathologen.
Vielen Dank für das Interview. (ZmS)
Sara Flad, Bildungszentrum Nord Gymansium, Reutlingen, Klasse 9
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