REUTLINGEN. Der aus dem Fernsehen bekannte Comedian Faisal Kawusi hat mit seiner Tour »Anarchie« Station in Reutlingen gemacht. Vor dem Auftritt am Abend in der Stadthalle traf er zehn ZmS-Reporter zum exklusiven Interview. »Wann hatten Sie die Idee …«, wollte eine Schülerin mit der ersten Frage loslegen. »Halt, Stopp«, unterbrach Faisal Kawusi lachend, »wollen wir uns ernsthaft siezen?« Es war der Auftakt in eine lustige Gesprächsrunde, in der der Comedy-Star aber auch ernst geworden ist.ZmS: Ab wann hattest du die Idee, Komiker zu werden? Was hat dich dabei inspiriert?
Faisal Kawusi: Inspiriert hat mich Kaya Yanar. Ich wollte so sein wie er. Ich habe es einfach gewagt, auf die Bühne zu gehen. Mein erster Auftritt war vor sieben Leuten, also sogar weniger als wir jetzt in dieser Runde sind (lacht). Ich wollte nicht von Anfang an Komiker werden. Ich habe aber irgendwann gedacht: Ich bin ganz witzig und habe dann gemerkt, dass ich auf die Bühne gehöre. So habe ich mich Schritt für Schritt hochgearbeitet.
Was macht dir an deinem Job Spaß?
Faisal: Auf der Bühne zu stehen, live zu performen und wenn im Studio die Kamera läuft. Mir gefällt es, nicht großartig nachdenken müssen, sondern alles tun und lassen zu können, was ich will. Dass ich auf die Bühne gehen kann und ich dort alle meine Sorgen vergesse.
Wie steht deine Familie zu deinem Job und dazu, dass du in der Öffentlichkeit stehst?
Faisal: Die finden das cool. Meine Mama ist aus Prinzip stolz. Sie ist ganz oft in meinen Shows und rafft meine Gags gar nicht, lacht aber trotzdem. Mein Vater war am Anfang skeptisch, weil er sich immer gefragt hat, ob das wirklich was für mich ist. Sie haben mich irgendwann auf der Bühne gesehen und erkannt, wie ich strahle. Dann haben sie gesagt: Der Junge hat Spaß daran. Es gab aber auch Zeiten, in denen ich richtig fertig war und meine Eltern mich unterstützt haben. Das werde ich nie vergessen.
»So ein Leben führen zu dürfen, ist jeden Tag ein Geschenk«
Wie reagierst du, wenn du angesprochen wirst? In welchen Momenten kann das auch mal nervig sein?
Faisal: Beim Essen nervt mich das so richtig (lacht). Auf der Straße rechnen die Leute einfach nicht mit einem. Wenn ich durch Reutlingen laufe, reden die Leute: Ist er das? Ne, kann nicht sein, was soll der hier in Reutlingen? Aber in einer Großstadt werde ich schon oft erkannt. Ich bin eigentlich immer entspannt. Die Fans können alles machen, Fotos, Autogramme. Aber ich hasse es wirklich, beim Essen gestört zu werden, egal wer es ist. Auch wenn’s meine Mutter ist. Nur bei Kindern und älteren Menschen kann ich selbst dann nicht Nein sagen.
Was möchtest du als Comedian noch erreichen?
Faisal: Ein kluger Mann hat mir gesagt: Behalte deine Träume für dich. Und das werde ich auch machen. So ein Leben führen zu dürfen, ist jeden Tag ein Geschenk. Aber ich möchte einfach noch mehr machen. Ich würde gern mehr Sketche machen. Ich hätte auch Bock, mal einen Film zu machen. Ich hätte auch mal Bock, hinter der Kamera was zu machen. Ich bin noch sehr hungrig … Vielleicht war das eine dumme Formulierung (lacht). Aber ich bin ja auch gerade einmal 28 Jahre alt, hab also gerade erst angefangen. Die Welt steht mir noch offen.
Leidet dein Privatleben unter deiner Berühmtheit?
Faisal: Leiden? Als ich mit Comedy angefangen habe, war ich Auszubildender bei der Sparkasse. Da hatte ich keine Kohle. Damals wurde ich für Auftritte nicht bezahlt – ich war ja froh, wenn ich auftreten durfte. Da gab’s keine Urlaube. Wenn meine Freunde feiern waren, bin ich aufgetreten. Das ist noch heute so. Ich sehe meine Family kaum. Vom Liebesleben wollen wir gar nicht erst anfangen. Das geht mir auf die Nerven. Aber das ist jetzt eine Zeit, in der ich jung bin, Energie habe und voll Power geben kann – das mach ich auch. Aber ich schaue so langsam auch auf die Work-Life-Balance. Früher hab ich meine Touren drei Monate lang durchgeballert. Mittlerweile baue ich mir auch mal einen kleinen Urlaub ein oder Freiräume, damit ich auch bei der Familie sein und mit meinen Homies abhängen kann. Denn ich glaube: Wenn man nur arbeitet, hat man keinen Spaß im Leben.
Du hast 2017 bei der TV-Sendung Let’s Dance mitgemacht. Hast du noch Kontakt zu deiner Tanzpartnerin Oana?
Faisal: Oana ist bis heute eine meiner besten Freundinnen. Erst neulich haben wir uns wieder getroffen.
Wenn du eine Sache auf der Welt ändern könntest, was wäre das?
Faisal: (überlegt) Ich würde erst einmal alle Waffen vernichten. Die braucht kein Mensch. Krieg ist scheiße.
Welches afghanische Essen magst du am liebsten?
Faisal: Mantu! Meine Mama kann sehr gut kochen – wie man es mir ansieht (lacht). Mantu sind gedämpfte Teigtaschen mit Hackfleisch drin. Es ist sehr viel Arbeit, das zu machen. Da muss die ganze Familie anpacken.
Wie gut kannst du Afghanisch?
Faisal: Ich spreche es fließend. An Afghanisch ist das Komplizierte, dass es eine Umgangssprache und eine Hochsprache gibt, aber die rafft kein Schwein. Meine Eltern können das, aber wenn die Hochafghanisch reden, versteh ich gar nichts. Umgangssprachlich kann ich mich mit jedem verständigen. Aber Deutsch ist mein stärkstes Fach.
Wie würdest du dich in fünf Worten beschreiben?
Faisal: Ehrgeizig, offen, ehrlich, selbstbewusst (überlegt) – und ein Spasti (lacht). Wenn ich mich zwischen ernst und witzig sein entscheiden müsste, würde ich immer witzig nehmen. Das Leben ist schon ernst genug!
Was unterscheidet dich von anderen Comedians?
Faisal: Ich bin sehr gut aussehend (lacht). Jeder hat seinen eigenen Stil. Was mich von anderen Comedians unterscheidet, ist, dass mir alles scheißegal ist. Ich finde es wichtig, offen und ehrlich zu sein. Wenn ich etwas sagen will, dann sage ich es, egal ob ich mich damit unbeliebt mache. Das juckt mich dann nicht.
Die Message, die die ZmS-Reporter aus dem Gespräch mit Faisal Kawusi mitgenommen haben, war: Man sollte sich nicht verstellen, nur um anderen zu gefallen, sondern sich selbst lieben, wie man ist. Faisal betonte zum Schluss: »Hauptsache ihr gehört nachher zu meinem Publikum.« Und so saßen die ZmS-Reporter abends in seiner Show in der Stadthalle. Faisal interagierte viel mit dem Publikum. Er machte Witze über Klischees, aber auch Politik und Soziale Medien waren oft Thema. Zusammengefasst war der Abend sehr unterhaltsam. Das viele Lachen machte für diesen Abend das Bauchmuskel-Workout überflüssig. (ZmS)Abdolsatar Borhani, Eichendorff-Realschule Reutlingen, Klasse 7c, Radin Zandi, Eichendorff-Realschule, Klasse 7d, Felix Kehrer, Levi Horneck HAP Grieshaber Gymnasium Reutlingen, Klasse 9c, Anne Haug, Jule Bosch, Melina Hornig, HAP Grieshaber Gymnasium, Klasse 9d, Naemi Fluck, Leona Lecaj, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9c, Mehdi Baftijari, Theodor-Heuss-Schule Reutlingen, Klasse WS 1/2