ZmS: Wollten Sie schon immer Künstlerin werden?
Jacqueline Wanner: Nein. Ich wollte Kunst unterrichten. Mit Schülern arbeiten, Kunst vermitteln, kreativ sein mit den Kids, Projekte machen. Ich finde es toll, mit Menschen daran zu arbeiten, ihre eigene Kreativität und ihren eigenen Ausdruck zu entdecken. Klar wollte ich auch für mich selbst malen, meinen Ausdruck finden. Ich habe Kurse besucht, es zu Hause nach dem Studium wieder ein wenig aufleben lassen, bis der Entschluss stand, Nägel mit Köpfen zu machen und ein Atelier zu mieten. Ich habe gesucht, manches verworfen, manches behalten, verändert, Techniken ausprobiert. Bin einen Weg gegangen. Einen Teil des Weges seht ihr in der Stadtbibliothek.
»Je mehr man sich mit Kunst beschäftigt, umso feiner stimmt man seine inneren Sensoren«Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Wanner: Je mehr man sich mit Kunst – und das heißt immer auch mit dem Wahrnehmen – beschäftigt, umso feiner stimmt man seine inneren Sensoren für die Welt: Was sind die Themen in der Gesellschaft, was beschäftigt mich? Oder: Welche Linien und Strukturen, welche Farben nehme ich in der Natur wahr oder in der Stadt? Man muss dabei seinem Unterbewusstsein vertrauen. Ich wähle oft Farben ganz spontan und finde erst später, dass es für das Thema die richtigen sind. Mich interessiert also der Mensch in seiner Entwicklung an sich. Wie er oder sie sich dieser stellt. In Malkursen, im Alltag, aber auch in der Kunst. Nun gilt es nur noch, einen künstlerischen Ausdruck für dieses innere Interesse zu finden.
Was macht Ihre Kunst so besonders?
Wanner: Das müssten eigentlich die Betrachterinnen beantworten. In der Ausstellung jedenfalls kamen die Besucher lebhaft ins Gespräch über das Dargestellte: »Schau mal die Linie, meint sie das so oder so? Und hier ein Stück Weg aus einer Landkarte ...« Sie haben sich berühren lassen und das war toll – und vielleicht das Besondere. (ZmS)
Cira Noever und Gwendolyn Neitzel, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9b