REUTLINGEN. Decken, Holzbretter, Kartons, leere Flaschen, Sahnekapseln, Verpackungen und noch vieles mehr. All diesen Müll entdeckte eine GEA-Leserin, als sie neulich im Reutlinger Wasenwald spazieren ging und konnte ihren Augen nicht trauen. »Ich war entsetzt und meine Laune war dahin«, sagt sie. »Was sind das für Leute, wer macht denn sowas?«, wundert sie sich.
Stefano Cenni vom Amt Wirtschaft und Immobilien der Stadt Reutlingen ist zuständig für Forstangelegenheiten. Er sagt: »In Coronazeiten hat wilder Müll in Reutlingen zugenommen.« Seither sei die Anzahl der Fälle weiterhin stabil auf hohem Niveau. Im Landkreis Reutlingen sieht es jedoch anders aus. »Die polizeilich erfassten Straftaten in Bezug auf illegale Müllentsorgung haben in den letzten drei Jahren kontinuierlich abgenommen«, teilt Markus Drews vom Reutlinger Polizeipräsidium dem GEA auf Anfrage mit. Die Tatverdächtigen in den vergangenen drei Jahren seien nahezu ausnahmslos männliche Erwachsene gewesen.
Doch warum bleibt die Anzahl der Müllsünder in Reutlingen weiterhin hoch, während im Landkreis die Fälle illegaler Müllentsorgung zurückgehen? Das könnte daran liegen, dass aus dem Landkreis nicht unbedingt jeder Fall wilden Mülls der Polizei gemeldet worden ist.
Illegale Müllentsorgung wird seitens der Polizei entweder als Ordnungswidrigkeit oder als Straftat eingestuft. »Es kommt auf die Umstände der Tat an«, sagt der Polizeisprecher. Die Kriminalstatistik erfasse jedoch nur die Anzahl der Straftaten und nicht die der Ordnungswidrigkeiten.
In Reutlingen beobachtet Cenni als Sachgebietsleiter Land- und Forstwirtschaft, dass die Hemmschwelle vieler Menschen gesunken ist. Sie wollen keinen großen Aufwand betreiben, um den Müll zu entsorgen und möchten sich Kosten ersparen. Dabei kann Sperrmüll einmal im Jahr kostenlos entsorgt werden. Der Müll wird nach der Beantragung innerhalb von sechs Wochen abgeholt. Nur wer es eiliger hat, zahlt eine Gebühr.
Eine Sperrmüllabfuhr kann online oder über eine Sperrmüllkarte beantragt werden. Die Karte ist in der hinteren Umschlagklappe des Entsorgungskalenders zu finden. Weitere Sperrmüllkarten sind an der Rathausinformation, bei den Bezirksämtern oder bei den Technischen Betriebsdiensten Reutlingen (TBR) erhältlich.
Auch Schadstoff kann gratis entsorgt werden, ist der Homepage der TBR zu entnehmen. Viermal im Jahr können solche Abfälle beim Schadstoffmobil abgegeben werden. Elektroaltgeräte können kostenlos beim Wertstoffhof Reutlingen-Schinderteich entsorgt werden.
Schilder schrecken nicht ab
Trotzdem können es manche nicht lassen, ihren Müll illegal loszuwerden. »Es ist sogar schon mal vorgekommen, dass jemand seine komplette Küche im Freien entsorgt hat, samt Arbeitsplatte«, berichtet Cenni. Wilder Müll werde meistens an abgelegenen Parkplätzen entdeckt, wo öffentliche Abfallbehälter montiert seien, in der Nähe von Altglas- und Altkleider-Standorten. Viehweiden, Wiesen, gefolgt von Parkplätzen und Wohngebieten, seien noch besonders beliebt bei Müllsündern, teilt Markus Drews, Pressesprecher des Reutlinger Polizeipräsidiums, auf GEA-Anfrage mit.
Auch wenn Schilder beispielsweise auf Grillplätzen auf ein Müll-Entsorgungsverbot hinweisen, lassen sich weiterhin manche Menschen nicht von ihrem Treiben abbringen, sagt Cenni. Was die Stadt Reutlingen dagegen unternimmt? Über Öffentlichkeitsarbeit an Schulen und Kindergarten, an Märkten und Messen versuche sie Aufklärungsarbeit zu leisten.
Was dennoch einigen nicht bewusst ist: Wird durch eine illegale Müllentsorgung eine Verschmutzung des Bodens von Gewässern oder der Luft verursacht, könne das eine Straftat darstellen. Hierbei handele es sich um den sogenannten unerlaubten Umgang mit Abfällen. »Wer hiergegen verstößt, muss mit einer Geldstrafe oder mit Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen«, heißt es weiter seitens des Polizeipräsidiums.
Ist die Schwelle zur Straftat nicht überschritten, so stellt die Tat eine Ordnungswidrigkeit dar, die dann durch die örtliche Bußgeldstelle verfolgt wird. Die Tatverdächtigen in den vergangenen drei Jahren »waren nahezu ausnahmslos männliche Erwachsene. Unerlaubter Umgang mit Abfall hat im Landkreis Reutlingen kontinuierlich abgenommen, während die Anzahl der aufgeklärten Fälle jeweils angestiegen ist«, informiert Polizeisprecher Drews.
Adresse der Müllsünder auf Kartons oder Briefen
Müllsünder riskieren nicht nur vor Ort erwischt zu werden, sondern auch im Nachhinein. In Wäldern hätten manche Jagdpächter das Autokennzeichen der Täter notiert oder es sei ihre Adresse auf Kartons oder Briefen gefunden worden, erzählt Cenni. Die Polizeibehörde, das Amt für öffentliche Ordnung und die (TBR) ermitteln, sodass Täter mit Bußgeldern bestraft werden. Ist der Täter nicht bekannt, erstattet die Stadt eine Anzeige gegen Unbekannt.
Jeder, der Unmengen von Müll im Freien entdeckt, kann helfen, indem er die Polizei oder das Ordnungsamt alarmiert. Über den Schadensmelder der Stadt Reutlingen ist es online möglich, einen Fund zu melden. Es können der genaue Müll-Standort angegeben und Bilder hochgeladen werden. »Somit ist eine schnelle Entsorgung möglich«, sagt eine Pressesprecherin der Stadt. (GEA)
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