REUTLINGEN/KARLSRUHE. Am Sonntagmorgen hat sich der Andrang in den baden-württembergischen Wahllokalen in Grenzen gehalten. Landesweit sind 7,7 Millionen Bürger aufgerufen, den neuen Landtag zu wählen. Im Wahlkreis 60 Reutlingen sind 129.166 Personen wahlberechtigt. Viele haben schon früher per Brief abgestimmt. Waren das bei der Wahl 2016 in Reutlingen noch rund 11.500, sind es dieses Mal 24.300, sagt Wahlleiterin Davina Klemm. Diese hohe Zahl ist im wesentlichen auf die aktuelle Corona-Pandemie zurückzuführen. Man habe viel für die Briefwahl geworben und versucht, das Verfahren so einfach wie möglich zu gestalten, damit es an den Urnen so ruhig wie möglich zugeht.
40 Prozent Wahlbeteiligung in vier Reutlinger Wahllokalen
Das hat funktioniert, wie eine Auswertung der Stadtverwaltung zeigt. In den vier Lokalen Sporthalle Bronnweiler, Gemeindezentrum Hohbuch, Laura-Schradin-Schule und Festhalle Oferdingen wurde die Wahlbeteiligung stündlich abgefragt. Das Ergebnis: Die Wähler kamen nur zögerlich in die Puschen. Von denen, die nicht per Brief gewählt haben, hatten Stand 13 Uhr zunächst nur 20,18 Prozent ihre Stimmen abgegeben. Klemm zeigte sich aber optimistisch, dass die meisten Wähler erst noch kommen: »In der Regel wählen viele nach der Kirche oder nach dem Mittagessen«, so die Wahlleiterin. Sie sollte Recht behalten. Bis 17 Uhr stiegt die Wahlbeteiligung noch auf 40 Prozent.
Auch in Landeshauptstadt ist war es bis zur Mittagszeit »noch ein bisschen verhalten«, sagte eine Sprecherin aus dem Stuttgarter Wahlamt. Sie führte dies auf das unwirtliche Wetter und auch auf den großen Anteil der Briefwähler zurück. Gleiches war aus Mannheim oder Karlsruhe zu hören: »Der Andrang hält sich in Grenzen.« In Ulm, wo es am Morgen geschneit hatte, bemerkte ein Sprecher mehr Zulauf, nachdem die Straßen wieder frei waren. In Baden-Baden hieß es: »Bei einem sonnigen Frühlingstag wären schon mehr auf den Beinen.« Maskenverstöße oder andere besondere Vorfälle wurden zunächst nicht bekannt.
Wahlbeteiligung 2016 bei 71,2 Prozent
Auf die Wahlbeteiligung dürfte sich die hohe Zahl der Briefwähler nach Einschätzung von Experten in den Rathäusern aber kaum auswirken. Es ändert sich demnach nur der Abstimmungsweg. Auch die Corona-Pandemie hat aus Sicht von Wahlforschern keinen großen Einfluss auf die Wahlbeteiligung. 2016 lag diese bei 70,4 Prozent, im Wahlkreis Reutlingen bei 71,2 Prozent. (GEA/dpa)