Ochs und Esel gibt es nicht mehr in Bethlehem. Dafür trauen sich laut Einwohner Roland Lachmann Rehe auf die heimische Terrasse. Lachmann bewohnt mit seiner Familie eines von zwei Häusern in Bethlehem - einem Weiler der Stadt Pfullendorf (Kreis Sigmaringen). Den freikirchlichen Pastor und seine Familie verschlug es vor etwa zehn Jahren dorthin. »Hier ist eine tolle Idylle, für die wir dankbar sind«, sagt er. Weihnachten verbringe er mit seiner Frau und den acht Kindern. »Wir feiern es als Familienfest und sind von der baldigen Wiederkunft Jesu überzeugt.«
Bethlehem im südlichen Westjordanland - der Überlieferung nach Geburtsort von Jesus Christus - ist einer der heiligsten Orte für Christen. Üblicherweise ziehen gerade in der Weihnachtszeit Massen an Touristen durch die Altstadt und zur weltbekannten Geburtskirche. Doch dieses Jahr überschattet der Gaza-Krieg Weihnachten im Heiligen Land.
»Bethlehem gehört zu Pfullendorf«, sagt der Hauptamtsleiter der Stadt. Ganz genau gehöre es zum Ortsteil Gaisweiler. Klar sei das nicht, denn die zwei Häuser stünden genau auf der Gemarkungsgrenze zur Gemeinde Wald (Kreis Sigmaringen). Das Wort Weiler ist ihm fast zu groß für Bethlehem. »Im Prinzip sind das zwei Gehöfte«, sagt er. Acht Personen sind demnach dort gemeldet. »Die Waldrandlage ist durchaus idyllisch«, findet der Verwaltungsmitarbeiter.
Wie die beiden Häuser zum Namen Bethlehem kamen, kann er nicht sagen. Eine ganze Weile reicht ihre Geschichte wohl zurück. Lachmanns Nachbarin Martha Stehle lebe schon mindestens in vierter Generation dort, schildert ihr vor mehr als 30 Jahren zugezogener Ehemann Dieter Stehle. »Wir haben Dokumente über einen Bauantrag aus dem Jahr 1895«, schildert er. Martha Stehle sei eine Urbethlehemerin, sie sei in dem Weiler sogar geboren worden.
Ochs und Esel gibt es auch bei der Familie Stehle nicht mehr. Nur eine Katze. Die Weihnachtsgeschichte gehöre trotzdem jedes Jahr dazu, sagt Dieter Stehle. Er feiere zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter. »Abends wird schön gegessen, dann gibt es Bescherung und die Weihnachtsgeschichte wird gelesen.«
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