STUTTGART. Einzelhändler in vielen Städten Baden-Württembergs fühlen sich zunehmend gestört von den wöchentlichen Demonstrationen gegen die Corona-Politik. »In beispielsweise Balingen, Freiburg und Ravensburg gibt es große Probleme. Die Händler machen schon regelmäßig früher ihre Geschäfte zu«, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Sabine Hagmann.
Diese Corona-Demos sind laut Hagmann sehr problematisch. »Die Händler haben durch die früheren Schließungen hohe Umsatz- und Ergebniseinbußen in einer ohnehin schon schwierigen Zeit.« Vor allem dann, wenn es auch zu Gegendemonstrationen komme, sei die Lage schwierig. »Was das bewirkt, ist, dass die Polizei kommt. Da trauen sich die Kunden nicht mehr in die Geschäfte.«
Der Tübinger Großbuchhändler Christian Riethmüller sagte, die Lage in Reutlingen sei desaströs. Seit Wochen demonstrieren dort Tausende Menschen jeden Samstag in der Innenstadt gegen die Corona-Politik. »Sie betreten mit Trillerpfeifen die Läden, sind zum Teil aggressiv«, sagte Riethmüller. Kunden kämen nicht mehr zum Einkaufen. »Kein Mensch hilft uns und kümmert sich«. Martin Riethmüller von Osiander RavensBuch in Ravensburg sagte: »Wir schließen früher, weil in der Stadt nichts los ist.«
In Stuttgart sind die zahlreichen Demonstrationen auch ein Thema. 2010 seien es noch rund 400 im Jahr gewesen, sagte ein Sprecher der City-Initiative. Seit einigen Jahren seien es mehr als 2000. Das sorge für Verdruss. Die Demo-Teilnehmer wollten natürlich in die Innenstadt, um ihr Anliegen vorzubringen. Das könne aber Kunden abschrecken und dann für weniger Umsatz sorgen. Der Sprecher betonte, dass die Händlerinnen und Händler die Versammlungsfreiheit respektierten. (dpa)
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