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SPD: Lehrerversorgung auf Kante genäht

Fehlende Lehrer im Südwesten führen zu massivem Unterrichtsausfall, wie die SPD im Landtag beklagt. Vor allem Kinder und Jugendliche mit Handicap litten unter dem Mangel an Sonderpädagogen.

Digitalisierung in den Schulen
Schülerinnen und Schüler arbeiten im Klassenzimmer der Gemeinschaftsschule Leutenbach mithilfe von Laptops. Foto: Marijan Murat/DPA
Schülerinnen und Schüler arbeiten im Klassenzimmer der Gemeinschaftsschule Leutenbach mithilfe von Laptops.
Foto: Marijan Murat/DPA

Für eine optimale Lehrerversorgung an den Schulen im Südwesten fehlen Tausende von Pädagogen. Auf Basis einer Zielzahl von 110 Prozent für eine wünschenswerte Lehrerversorgung fehlen nach Angaben des Kultusministeriums gut 8000 Stellen. Besonders große Lücken gibt es bei den Grund-, Haupt- und Werkrealschulen mit fast 2000 Stellen, in sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) sind es etwa 1700. Dies gab das Ministerium von Theresa Schopper (Grüne) auf eine Anfrage der SPD-Fraktion bekannt.

Deren Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei sagte: »Die Lehrkräfteversorgung an den Schulen in Baden-Württemberg ist auf Kante genäht.« An den SBBZ werde nicht einmal ein Versorgungsgrad von 90 Prozent erreicht. »Gerade die, die unsere Unterstützung am meisten brauchen, werden vollkommen im Stich gelassen«, sagte der SPD-Abgeordnete. Die Landesregierung müsse zusätzliche Studienplätze für Sonderpädagogik schaffen und multiprofessionelle Teams ausbauen.

Schopper betonte, sie strebe die beste Versorgung an und versuche alles, um dies zu erreichen. Sie verwies auf ihren 18-Punkte-Plan, der etwa den Direkteinstieg von Menschen mit nicht-lehramtsbezogenem Bachelor-(Grundschule) oder Masterstudium (Sekundarstufe I) vorsieht. Überdies wurde der Zugang für Kandidaten mit ausländischer Lehramtsausbildung erleichtert und die Genehmigung für Teilzeit restriktiver gestaltet. Schopper wies auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt hin: »Wir müssen uns aber auch ehrlich machen: Der Markt ist aktuell leer gefegt.« Es gebe keine einfachen Lösungen - jeder, der so tue, behaupte dies wider besseres Wissen.

Die Basiszahl von 110 Prozent soll auch bei Krankheiten und Elternzeiten der Lehrer den Unterricht sicherstellen. Allerdings wird die Quote bei keiner Schulart erreicht, am nächsten dran sind die Gymnasien mit 105 Prozent sowie die Grund-, Haupt- und Werkrealschulen mit 100,6 Prozent. Mit 88,5 Prozent tragen die SBBZ die rote Laterne.

Krankheitsreserve krankt an Fachkräftemangel

Zusätzlich stehen laut Ministerium fast 2000 Stellen für am Anfang eines Schuljahres bereits vorhersehbare Ausfälle bereit - mit Ausnahme von Gymnasien. Darunter sind auch Pädagogen, die unter vereinfachten Bedingungen angeheuert werden können. Mittel stünden genügend bereit, aber es fehle auch wegen des allgemein großen Jobangebotes an Bewerbern.

Nach Ansicht der SPD ist eine bereits zu Schuljahresbeginn aufgebrauchte Krankheitsreserve eine Bankrotterklärung. Sie müsse deutlich erhöht werden.

Die Zahl der Lehrkräfte im Südwesten liegt im Schuljahr 2023/24 bei fast 100.000 für die allgemeinbildenden Schulen. Hinzu kommen noch 21 500 Lehrkräfte an beruflichen Schulen.

Antwort des Ministeriums

© dpa-infocom, dpa:240626-99-534003/3