KIRCHZARTEN. Die Bergwacht Schwarzwald ist während der Corona-Pandemie vermehrt zu schwierigen Rettungseinsätzen ausgerückt. »Einsätze an abgelegenen Orten haben im Jahr 2020 deutlich zugenommen«, sagte Lutz Scherer, Landesgeschäftsführer der Bergwacht Schwarzwald, der dpa. Besonders in den Wintermonaten seien viele Menschen im Gelände unterwegs gewesen - abseits der wegen Corona stillstehenden Lifte und der geschlossenen touristischen Ziele. »Das sorgte teils für sehr weite Zugangswege zu den Notfallorten.« Manchmal habe tiefer Schnee die Rettung erschwert, zudem sei es nicht immer leicht gewesen, die in Not geratenen Menschen zu orten.
Die ehrenamtlichen Retter seien vermehrt zu Menschen gerufen worden, die sich im Gelände verirrt hätten oder die bei Einbruch der Nacht erschöpft gewesen seien, sagte Scherer. Vor Corona sei der Feldberg eines der Haupteinsatzgebiete gewesen - mit einem Schwerpunkt auf den typischen Schneesportverletzungen. Im Winter 2020/2021 habe es nun mehr Menschen in die Umgebung gespurter Loipen gezogen, etwa am Notschrei und am Thurner. Dort seien mehr Menschen gerettet worden als am Feldberg.
Insgesamt jedoch verbuchte die Bergwacht Schwarzwald laut Scherer im vergangenen Jahr weniger Einsätze als im Vorjahr - vor allem in der ersten Jahreshälfte sei die Zahl gesunken. Er habe den Eindruck, dass die Menschen zu Beginn der Corona-Pandemie vorsichtiger gewesen seien als sonst, sagte Scherer. Möglicherweise hätten etwa Mountainbiker auf die eine oder andere Downhill-Abfahrt verzichtet, um nicht dem Risiko ausgesetzt zu sein, ins Krankenhaus zu kommen und sich dort mit dem Virus zu infizieren. Außerdem seien die Ski-Lifte ab Mitte März geschlossen gewesen. Die Zahl der Einsätze habe aber über den Sommer wieder angezogen.
Die Bergwacht Schwarzwald übernimmt unter anderem den Rettungsdienst in schwer zugänglichen Gebieten des Schwarzwaldes, betreut Skipisten in der Region und ist auch für Notfälle etwa bei Seilbahnen wie der Schauinslandbahn in Horben bei Freiburg zuständig. Nach Angaben von Scherer kann die Bergwacht auf die Hilfe von rund 650 aktiven Einsatzkräften zählen. Finanziert wird die Arbeit der Ehrenamtlichen demnach unter anderem über Fördermittel des Landes, Spenden, Fördermitglieder und Entgelte für Rettungsaktionen, die von Krankenkassen oder den Verursachern selbst bezahlt werden.
Anders als im Schwarzwald sah es auf der Schwäbischen Alb aus. Dort gab es vor allem während des ersten Lockdowns, der im März begann, auffallend viele Einsätze, wie der Sprecher der Bergwacht Württemberg, Raimund Wimmer, sagte. »Die Leute hat es rausgezogen.« Besonders gehäuft hätten sich Mountainbike- und Wanderunfälle. Insgesamt habe sich die Einsatzzahl aber im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert: Sie sank demnach leicht von 435 auf 402. (dpa)