STUTTGART. Die Deutsche Bahn will zum Fahrplanwechsel am Sonntag mit mehreren neuen Verbindungen im Fernverkehr die Kunden locken. Der dann geltende Fahrplan für das kommende Jahr enthalte so viele neue Strecken wie seit 20 Jahren nicht mehr, teilte der Konzern in Stuttgart mit. Künftig geht es wie bereits im September angekündigt direkt von Stuttgart nach Ostfriesland, Sylt und Innsbruck, von Mannheim kann man bis nach Rügen in der Ostsee fahren. Tübingen erhält einen täglichen Intercity bis nach Ostwestfalen und aus Stuttgart gehen Züge häufiger ohne Umsteigen nach Franken.
Positiv bewertete der Verkehrsclub Deutschland die Verbesserungen im touristischen Bahnverkehr für Baden-Württemberg, negativ seien die Fahrplaneinschränkungen bei der S-Bahn Stuttgart aufgrund von Personalengpässen.
Die wichtigsten Änderungen
Die wichtigsten Fahrplanänderungen für Baden-Württemberg im Detail
- Zwischen Oberrhein und Westfalen muss der Zug künftig nicht mehr so oft gewechselt werden. Das reduziert das Risiko, den Anschluss zu verpassen. Laut Bahn fahren zwei ICE pro Tag und Richtung ab Basel und über Freiburg, Offenburg, Karlsruhe und Mannheim durch bis nach Westfalen.
- Samstags fährt künftig ein ICE schneller von Stuttgart zur ostfriesischen Küste (Norddeich Mole). Neu ist auch der IC aus Norddeich Mole durch das Mittelrheintal bis Mannheim und Stuttgart.
- An vier Samstagen im Juli und August 2024 bringt ein TGV seine Passagiere direkt von Stuttgart nach Bordeaux und zurück.
- Weil es laut Bahn mehr Interesse aus Stuttgart als aus dem badischen Raum gibt, wird die ICE/IC-Verbindung aus Hamburg über Marburg und Heidelberg nicht mehr in Karlsruhe enden oder starten, sondern in Stuttgart. Morgens fährt auch ein IC täglich von Stuttgart umsteigefrei nach Westerland auf Sylt und abends zurück. »Baubedingt ist die Direktverbindung ab Stuttgart im Jahr 2024 aber zunächst nur von 1. März bis 15. Juli 2024 realisierbar«, schränkt die Bahn ein.
- Auch die bislang nur am Wochenende angebotene ICE-Direktverbindung für Mannheim, Stuttgart und Ulm über Rosenheim von und nach Innsbruck wird ausgeweitet und fährt nun täglich.
- Umsteigefrei können Bahnkunden ab März mit dem Sprinter am Wochenende nach Rügen fahren, zum Beispiel von Mannheim und Frankfurt nach Berlin und dann umsteigefrei weiter über die Uckermark, Greifswald und Stralsund bis nach Rügen.
- Tübingen wird ebenfalls mit einem IC stärker angeschlossen ans Netz. Aus Stuttgart geht die IC-Linie Karlsruhe-Stuttgart-Aalen über Crailsheim nach Nürnberg, statt bisher einmal pro Tag und Richtung fünfmal täglich weiter über Bamberg und Jena nach Leipzig - und zurück. Neu ist auch eine Spätverbindung von München via Ulm nach Stuttgart.
Auch im Regionalverkehr steht am Sonntag der Fahrplanwechsel an. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte, dass das Angebot im regionalen Schienenverkehr ausgebaut werde. »Mit über 100 Millionen Zugkilometern sind so viele Züge in Baden-Württemberg unterwegs wie nie.«
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick
- Zwischen Stuttgart und Nürnberg gibt es zwei zusätzliche Zugverbindungen. Nachts fährt der letzte Zug von Nürnberg nach Stuttgart um 22.38 Uhr ab - somit werden Theater- und Konzertbesuche in Nürnberg mit An- und Rückreise mit dem Zug möglich. Morgens fährt in der Gegenrichtung der erste Zug um 4.23 Uhr von Stuttgart los und kommt um 7.17 Uhr in Nürnberg an.
- Aus dem Seehäsle wird jetzt die S 61. Sie bedient die Strecke Radolfzell - Stockach - Mengen. Sie wird nun von der DB Regio befahren, wie das Verkehrsministerium mitteilte. Künftig fahre von Montag bis Freitag durchgehend von 6.00 Uhr bis 20.00 Uhr alle halbe Stunde ein Zug zwischen Stockach und Radolfzell.
- Zwischen Karlsruhe und Germersheim kommt es laut Mitteilung ebenso zu Verbesserungen. Die bisherigen Eilzüge der Stadtbahnen werden durch die S 3 der Rhein-Neckar-S-Bahn ersetzt. Hierdurch entfalle das Umsteigen in Germersheim, und es entstünden so Direktverbindungen von Karlsruhe Hauptbahnhof nach Speyer und über die Pfalz nach Mannheim.
- Ab Frühjahr 2024 fahren in der Ortenau auf der Strecke Biberach (Baden) - Oberharmersbach - Riersbach batterieelektrische Züge. Sie lösen dann die bisherigen Dieselzüge ab. »Die E-Züge hinterlassen einen viel geringeren CO2-Fußabdruck«, heißt es bei der Bahn. Mit den neuen Fahrzeugen komme es zur Angebotserweiterung am Abend und am Nachmittag. Nach 21.00 Uhr fahren einzelne Busse bis Mitternacht dann jede Stunde, wie das Ministerium weiter mitteilte.
Bauarbeiten und Personalmangel sorgen für Probleme
Der anhaltende Personalmangel bringe gleichfalls Abweichungen vom geplanten Fahrplan: Bis Ende Dezember 2023 kann der Mitteilung zufolge der RE 73 zwischen Karlsruhe und Heidelberg nicht fahren. Ebenfalls komme es zwischen Heidelberg und Neckartal wegen Personalmangels zu Änderungen im Fahrplan: Zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr fahren auf der S 1 und S 2 zwischen Heidelberg und Eberbach und auf der S 5 und der S 51 zwischen Heidelberg und Meckesheim nur Busse. Auch tagsüber verkehren Züge nur noch stündlich. (dpa)