In überschwängliche Partylaune wird ein möglicher Punkt gegen Eintracht Frankfurt Sebastian Hoeneß nicht versetzen. Ein Remis reicht dem VfB Stuttgart am Samstag (18.30 Uhr/Sky), um weniger als ein Jahr nach dem Beinahe-Abstieg aus der Fußball-Bundesliga die Europa-League-Teilnahme auch theoretisch sicher zu haben.
Kein Grund auszurasten, findet der VfB-Coach. »Das ist einfach schon mal krass«, meinte der 41-Jährige am Freitag zwar, beschwichtigte aber: »Mich wird keiner auf dem Zaun sehen - außer da ist irgendwas im Zaun hängen geblieben, was ich runterholen muss«.
Hintergrund der Aussage ist, dass Hoeneß einmal angekündigt hatte, auf den Zaun zu klettern, wenn der VfB etwas erreicht habe. Die Europa-League-Teilnahme ist aber angesichts der guten Champions-League-Aussichten nur noch ein Zwischenziel. Mit dem elften Spiel ohne Niederlage in Serie will der VfB der Königsklasse weiter näher kommen.
Klarheit herrscht bereits vor dem Duell mit der Eintracht in einer Personalie - und die freut Hoeneß in jedem Fall. Der für Samstag fragliche Torwart Alexander Nübel wird nicht nur für die kommende Saison, sondern gleich für zwei weitere Spielzeiten und damit bis zum Sommer 2026 vom FC Bayern an die Schwaben ausgeliehen. Mit Vereinsmitteilungen beendeten die beiden Clubs am Freitag die Spekulationen der vergangenen Tage.
Sollte Nübel für das Aufeinandertreffen mit den sechstplatzierten Hessen ausfallen, würde er von Stellvertreter Fabian Bredlow ersetzt. Muskuläre Probleme im Gesäßbereich schränkten den 27-Jährigen in dieser Woche ein. »Alex war vom ersten Spiel an ein Riesenfaktor bei uns«, lobte Hoeneß den Neuzugang vom vergangenen Sommer einmal mehr. Er glaube, dass Nübel nach seiner Rückkehr nach Deutschland von der AS Monaco sehr genau beobachtet worden sei.
»Umso beeindruckender, wie er die Saison bestritten hat«, sagte Hoeneß und nannte beispielhaft die Reaktion des Torhüters auf den Fehler mit dem Eigentor beim 3:3 gegen den 1. FC Heidenheim. »Dann liefert er so eine Partie gegen Dortmund ab. Das war einfach beeindruckend. Das zeigt seine mentale Stärke.« Nübel sei »ein Super-Typ, ein Fan-Liebling«, sagte Hoeneß: »Es ist eine runde Sache.«
Nübel soll beim VfB für die Zukunft als potenzieller Nachfolger von Nationaltorwart Manuel Neuer reifen. Bayerns Sportvorstand Max Eberl würdigte Nübel als einen »der besten Torhüter in der Altersgruppe«. Der deutsche Rekordmeister baut weiterhin auf ihn und verlängerte seinen Vertrag um vier Jahre bis zum 30. Juni 2029.
Mit dem neuen Leihgeschäft mit Nübel und dem FC Bayern vermied es der Tabellendritte aus Stuttgart, dass sich auf der wichtigen Position wieder eine Baustelle auftut. Mit seinen Paraden, seiner zumeist ruhigen und selbstsicheren Ausstrahlung ist der 27-Jährige nach seinem Wechsel zu den Schwaben schnell eine Führungskraft geworden.
Nach den neuen Verträgen für Hoeneß sowie Leistungsträgern wie Kapitän Waldemar Anton, Flügelflitzer Chris Führich und Enzo Millot klärten die Stuttgarter eine weitere Schlüsselpersonalie. Dass auch Nübel seine Zukunft zumindest vorerst weiter beim VfB sieht, könnte eine Signalwirkung für weitere Personalentscheidungen haben. »Es ist nach innen und nach außen ein gutes Zeichen«, sagte Hoeneß. Er sei sich sicher, dass es »die Jungs positiv wahrnehmen«, dass Nübel sich klar zum VfB bekennt.
© dpa-infocom, dpa:240412-99-651858/4