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Mutmaßliche Kindesentführung: Mann Angst vor Fotos gehabt

Der Fall machte damals sprachlos: Dank des Eingreifens von Bauarbeitern soll in Böblingen eine Kindesentführung verhindert worden sein. Der angeklagte Verdächtige versteht die Aufregung gar nicht.

Landgericht Stuttgart
Ein Justizbeamter steht während eines Prozesses in einem Saal des Landgerichts Stuttgart. Foto: Marijan Murat/DPA
Ein Justizbeamter steht während eines Prozesses in einem Saal des Landgerichts Stuttgart.
Foto: Marijan Murat/DPA

Nach dem mutmaßlichen Entführungsversuch eines zehnjährigen Jungen im baden-württembergischen Böblingen versucht ein Gericht, eine Erklärung für den aufsehenerregenden Fall zu finden. Der 52-Jährige aus Böblingen hatte den Jungen laut Staatsanwaltschaft im vergangenen Oktober nach kurzem Streit um ein Handy vor den Augen seines Schulkameraden an einer Baustelle in seinen Kleinbus gezerrt. In der wahnhaften Vorstellung des Mannes würden Kinder von ihren Eltern angestiftet, ihn zu fotografieren, sagte der Staatsanwalt am Mittwoch zum Auftakt des Prozesses.

Vor dem Stuttgarter Landgericht wird dem gelernten Schlosser unter anderem Freiheitsberaubung vorgeworfen. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft ist er schuldunfähig. Die Stuttgarter Anklagebehörde will über ihre Antragsschrift erreichen, dass er in einer Psychiatrie behandelt wird. Die Kammer will noch rund ein halbes Dutzend Mal verhandeln und wahrscheinlich Anfang Juni ein Urteil verkünden.

Der damals 51-Jährige soll den Jungen an einem Morgen Ende Oktober angesprochen und in einen VW-Bus gezerrt haben. Bauarbeiter sollen jedoch die Hilferufe des Jungen gehört und eingegriffen haben. Sie befreiten demnach den Zehnjährigen, rissen den Autoschlüssel aus dem Zündschloss des Busses und hielten den Mann fest, bis die Beamten kamen. Ein dritter Arbeiter stellte seinen Bagger vor den Kleinbus, sodass der Mann nicht losfahren konnte.

Der Deutsche bestreitet allerdings die Vorwürfe. Der Junge habe sich vielmehr freiwillig in den Bus gesetzt, er hätte auch jederzeit wieder aussteigen können. Er habe lediglich klären wollen, ob der Freund des Jungen ihn gefilmt habe und einen Nachnamen erfahren wollen. Gewalt habe er nie angewendet, sagte er vor Gericht weiter aus. Vielmehr habe er sich schon länger bedroht und verfolgt gefühlt.

© dpa-infocom, dpa:240319-99-394248/5