Sebastian Hoeneß bleibt im Angriffsmodus. »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, betonte der Trainer des VfB Stuttgart zwei Tage vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr/Sky). »Wir müssen alle Punkte sammeln, die wir holen können.« Mit zwei Siegen in den ersten zwei Pflichtspielen als Coach der Schwaben hat Hoeneß neue Energie entfacht. Nach dem 1:0 im DFB-Pokal in Nürnberg und dem 3:2 im Abstiegsduell in Bochum will der VfB gegen Dortmund nun das schaffen, was ihm seit Mai 2021 nicht mehr gelungen ist: zwei Siege in der Fußball-Bundesliga nacheinander. »Ärgern« wolle man den Tabellenzweiten, betonte Hoeneß. Und natürlich rechne er sich erneut etwas aus.
Dem 40 Jahre alten Coach haben wenige Tage gereicht, um dem im Abstiegskampf mitunter orientierungs- und teilnahmslos wirkenden VfB wieder etwas Halt zu geben. Die Stimmung in der Mannschaft sei positiv, berichtete Hoeneß. Wichtig sei natürlich aber, »dass die Mischung passt«. Erste kleine Schritte sind getan - ins Halbfinale des DFB-Pokals und auf den Relegationsrang in der Liga. Mehr aber noch nicht. Sieben Spieltage stehen noch aus. In denen kann viel passieren - und der VfB immer noch zum dritten Mal seit 2016 absteigen. »Es geht jetzt weiter«, stellte Hoeneß daher klar. Gegen den Tabellenzweiten aus Dortmund, dem er in dieser Saison den Titel zutraut, warte das nächste »richtig schwere und wichtige Spiel«.
Waldemar Anton dürfte gegen die gerade offensiv starke Borussia erneut den Stuttgarter Abwehrchef geben. Der 26-Jährige ist bislang einer der größten Gewinner unter Hoeneß. Hinten von einer Vierer- auf eine Dreier-/Fünferkette umzustellen und Anton von der ungeliebten Position auf der rechten Seite zurück ins Zentrum zu beordern, war einer der auffälligsten taktischen Eingriffe des Trainers in seiner noch kurzen Zeit beim VfB. Anton sei ein »sehr präsenter Spieler, einer mit Ausstrahlung, einer der immer gewinnen möchte, und einer, der auch coacht. Das brauchst du in so einer zentralen Position«, sagte Hoeneß. Insgesamt sei er mit seiner Konstellation in der Abwehr aktuell »mehr als happy«.
Glücklich sein dürfte auch Josha Vagnoman. Der 22-Jährige kam unter Hoeneß-Vorgänger Bruno Labbadia auf der rechten Defensivseite nicht mehr an Anton vorbei - und blüht plötzlich auf. Der überraschenden ersten Nominierung für die deutsche A-Nationalelf und dem Debüt gegen Belgien im März folgte voriges Wochenende in Bochum das erste Bundesliga-Tor.
Auch Mittelfeldtalent Enzo Millot war unter Labbadia die meiste Zeit nur Statist, unter Hoeneß im Pokal dann Siegtorschütze und auch in Bochum zuletzt sehr umtriebig. Der neue Coach scheint den Kampfgeist in dem 20-jährigen Franzosen geweckt zu haben. Auch für ihn gilt es nun aber, dranzubleiben.
»Es haben viele Dinge geklappt in Bochum, aber auch nicht alles«, betonte Hoeneß vor dem Spiel gegen Dortmund, in dem seine Stuttgarter den Bayern ganz nebenbei noch Schützenhilfe im Titelrennen leisten könnten. Sein Onkel, der langjährige Münchner Clubboss Uli Hoeneß habe sich deswegen aber noch nicht bei ihm gemeldet, verriet der VfB-Trainer. »Uli weiß sicher, dass ich immer gewinnen will. Da geht es nicht darum, dass ich für den FC Bayern gewinnen will. Ich möchte für den VfB Stuttgart gewinnen«, betonte Hoeneß. »Wir brauchen die Punkte, und da ist der Fokus drauf.«
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