STUTTGART/BERLIN. Der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha ist mit den demonstrierenden Gegnern staatlicher Corona-Auflagen in Berlin am Samstag hart ins Gericht gegangen. »Ich halte das in der derzeitigen Phase für zynisch und verantwortungslos«, sagte der Grünen-Politiker der dpa. Das Demonstrationsrecht sei ein hohes Gut unserer Verfassung. »Aber es ist schon schwer vermittelbar, dass wir Badeseen sperren und den Menschen hohe Auflagen in ihrem Alltag zumuten, während Tausende von Menschen ohne Abstand gegen Regeln demonstrieren, die sie und uns alle vor einer zweiten Infektionswelle schützen sollen.«
In Berlin hatten am Samstag nach Polizeiangaben etwa 20 000 Menschen auf der Straße des 17. Juni nahe des Brandenburger Tores trotz steigender Infektionszahlen gegen die Corona-Maßnahmen protestiert. Sie forderten ein Ende aller Auflagen. Nach Polizeiangaben und laut Beobachtern wurden dabei die Hygienevorgaben wie Abstand und Mund-Nasen-Schutz nicht eingehalten.
Zu den Demonstranten gehörten auch Anhänger der Initiative »Querdenken 711«, die in Stuttgart bereits wiederholt demonstriert hatte. Michael Ballweg, Gründer der Stuttgarter Initiative, sagte zum Auftakt der später abgebrochenen Kundgebung in Berlin unter dem Jubel der Teilnehmer in der Hauptstadt: »Das Freiheitsvirus hat Berlin erreicht.«
Unverständnis für die Demo gab es von politischer Seite. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken schrieb auf Twitter: »Tausende #Covidioten feiern sich in #Berlin als «die zweite Welle», ohne Abstand, ohne Maske. Sie gefährden damit nicht nur unsere Gesundheit, sie gefährden unsere Erfolge gegen die Pandemie und für die Belebung von Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft. Unverantwortlich!« Brandenburgs CDU-Landtagsfraktionschef Jan Redmann schrieb auf Twitter: »Wieder 1000 Neuinfektionen/Tag und in Berlin wird gegen Coronaauflagen demonstriert? Diesen gefährlichen Blödsinn können wir uns nicht mehr leisten.« (dpa)