STUTTGART. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält nichts von schulischen Hausausgaben. »Ich habe fast nie Hausaufgaben gegeben, weil ich vom Sinn der Hausaufgaben, von ihrem Erfolg, nicht sehr überzeugt war«, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart über seine Zeit als Lehrer.
Er habe auch nur Nebenfächer unterrichtet, sagte er. Wenn man mit seinen Schülerinnen und Schülern einen Sokrates-Dialog bespreche und den Kindern auftrage, daheim zu lesen, und dann zehn Prozent ihre Hausaufgaben nicht machten, müsse man das trotzdem im Unterricht lesen, sagte er. Das sei seine persönliche Meinung dazu.
Die Linke-Vorsitzende Janine Wissler hatte sich für die Abschaffung von schulischen Hausaufgaben ausgesprochen. »Der alltägliche Hausaufgaben-Stress vergiftet das Familienleben, bedeutet Streit, Überforderung, Tränen und schürt Aggressionen«, hatte Wissler in einem Gastbeitrag für den »Tagesspiegel« geschrieben. Sie bezeichnete Hausaufgaben zugleich als »Outsourcing schulischer Aufgaben in die Familien«. Das vertiefe die Spaltung im Bildungssystem noch, wie das Homeschooling während der Corona-Krise deutlich gezeigt habe.
Er könne der Idee der Abschaffung von Hausaufgaben etwas abgewinnen, sagte Kretschmann - indem man verbindliche Ganztagsschulen einführe. Aber er wäre vorsichtig, Hausaufgaben ersatzlos ohne eine solche Alternative abzuschaffen. Er sei großes Anhänger des Ganztagsschulunterrichts. Aber die grün-rote Landesregierung sei damals am Unwillen der Bevölkerung im Südwesten gescheitert. »Das ist kein populäres Programm gewesen.« (dpa)