BERLIN. Die Corona-Pandemie hat Kröten und anderen Amphibien möglicherweise bei ihrer jährlichen Wanderung geholfen. »Sicherlich haben die wandernden Amphibienpopulationen vom abnehmenden Straßenverkehr gerade an Straßenabschnitten ohne Schutzzäune profitiert«, erklärt Sascha Schleich vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Die Krise hätte allerdings vielerorts auch die Bemühungen der Tierschützer erschwert.
»An vielen Schutzzäunen helfen normalerweise mehrere Ehrenamtliche mit.« Das sei aber durch die Abstandsregeln und die Ausgangsbeschränkungen in einigen Bundesländern dieses Jahr zur Herausforderung geworden.
Ein Urteil zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Krötenbestände ist wenn überhaupt erst nächstes Jahr möglich, wie auch Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bestätigt. »Die Zahl der Tiere ist stark von der Witterung abhängig, so dass ein Vergleich schwer ist.«
Die klassische Hauptsaison der Krötenwanderung beginne normalerweise Mitte März, so Wessel. »Das passiert, wenn die Witterung feucht ist und es wärmer wird, die Nächte nicht mehr kälter als fünf Grad sind. Im warmen Freiburg wandern die Tiere natürlich früher als im Hochharz.« Die Amphibien wandern, weil sie den Winter fernab ihrer Laichgewässer unter der Erde oder im Laub verbringen.
Später im Jahr würden die Kröten zurückwandern. Ortsgruppen des BUND und andere Naturschützer helfen den Tieren, indem sie in der Nähe von Gewässern an Straßen Zäune aufstellen, an denen die Amphibien entlanglaufen und dann in Eimer fallen, so dass sie über die Straße gebracht werden können.
Doch nicht nur vielbefahrene Straßen sind eine Gefahr für die Kröten, wie Wessel erklärt. »Sie haben unter den letzten beiden Dürresommern gelitten.« Auch Pestizide in der Landwirtschaft seien ein Problem, weil sie die Nahrungsgrundlage der Amphibien bedrohten. (dpa)