STUTTGART. Wochenlang mussten sich Christen etwas einfallen lassen: Gottesdienstbesuche mit gemeinsamem Singen und Beten waren in der Corona-Krise nicht möglich. Nun zwingt die Pandemie auch die kirchlichen Finanzverwalter zur Kreativität. Die katholische Erzdiözese Freiburg hat bereits mit einer vorläufigen Haushaltssperre reagiert. Sie rechnet in diesem Jahr mit Kirchensteuereinbußen zwischen 23 und 63 Millionen Euro.
Nach Angaben eines Sprechers wird nun bei allen größeren Ausgaben geprüft, ob sie nötig sind oder verschoben werden können. Kirchengemeinden, Caritas, Seelsorge und Bildung sollen aber nicht unter den Sparmaßnahmen leiden.
Die Kirchensteuer ist die wichtigste Einnahmequelle der Kirchen. Sie ist an die Einkommenssteuer gekoppelt. Wegen der Rezession infolge der Betriebs- und Produktionsrückgänge erwarten auch die Kirchen empfindliche Einbußen.
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat bislang noch keine Haushalts- oder Investitionssperre beschlossen. In Zusammenarbeit mit externen Experten werde eine Strategie für die kommenden Jahre erarbeitet, um angemessen auf den Rückgang reagieren zu können, teilte ein Sprecher mit. Die mehr als 1000 Kirchengemeinden des Bistums mit ihren eigenen Haushaltsplänen werde die Krise unterschiedlich hart treffen.
Auch die Evangelische Landeskirche in Württemberg stellt alle geplanten Maßnahmen und Investitionen auf den Prüfstand. Bis auf wenige Ausnahmen werden derzeit keine Ausschreibungen und Einstellungen vorgenommen.
Nicht nur die Kirchensteuern brechen ein. Auch kirchliche Tagungsstätten durften keine Gäste mehr beherbergen, kirchliche Bildungsstätten mussten Veranstaltungen absagen. Und sonntags landeten keine Münzen und Scheine im Klingelbeutel: Weil keine Präsenzgottesdienste stattfanden, gab es auch keine Kollekten.
Im April und Mai sind der Evangelischen Landeskirche Baden dadurch nach eigenen Schätzungen jeden Sonntag zwischen 40 000 und 60 000 Euro weggebrochen, die sonst in Hilfsprojekte fließen. Teils werden Kollekten aber auch für gemeindeeigene Zwecke verwendet. Dies kann nach Angaben von Pressesprecher Daniel Meier nicht vollständig kompensiert werden. Hinzu kommen Mehrausgaben beispielsweise für Online-Angebote oder Schutzmaßnahmen bei den wieder stattfindenden Gottesdiensten.
»Unseren Einnahmen stehen im Wesentlichen Ausgaben gegenüber, die nicht kurzfristig reduziert werden können«, sagte Meier. Denn beim überwiegenden Teil der Ausgaben handle es sich um Personalkosten für Mitarbeiter von Gemeinden, Kindertages- und Pflegeeinrichtungen. Laufende Kosten wie Sach- oder Bauausgaben würden so weit wie möglich reduziert. (dpa)