Insgesamt haben die mehr als 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland im vergangenen Jahr 2022 eine große Zahl neuer Mitglieder bekommen. Hintergrund ist vor allem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, vor dem auch viele Menschen jüdischen Glaubens geflohen sind. Insgesamt hätten sich rund 1400 Geflüchtete aus diesem Gebiet einer jüdischen Gemeinde hierzulande angeschlossen. Damit stieg die Zahl der Mitglieder auf 90.885.
Im Jahr 2021 hatte die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinden in Deutschland noch bei 91.839 gelegen. Der Rückgang geht den Angaben zufolge aber vor allem auf den zwischenzeitlichen Austritt der jüdischen Kultusgemeinde Mainz mit ihren rund 1000 Mitgliedern aus dem Dachverband zurück. Es habe erstmals seit 2006 einen positiven Effekt bei der Mitgliederentwicklung gegeben. Von der Statistik sind nur Menschen jüdischen Glaubens erfasst, die sich bei einer Gemeinde registriert haben.
Die jüdischen Gemeinden in Deutschland seien für viele schutzsuchende Menschen aus der Ukraine ein sozialer Empfangsraum geworden, sagte der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle, Abraham Lehrer. Dies zeige, dass die Gemeinden neben religiösen Angeboten auch elementar in der sozialen Daseinsvorsorge für jüdische Menschen seien. Allerdings dürfe man sich auf der Entwicklung nicht ausruhen. »Der Trend der sinkenden Mitgliederzahlen wird sich fortsetzen und darauf sollten wir als Gemeinden und Dachverbände auch reagieren.«
Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland ist nach eigenen Angaben der soziale Dachverband von 105 Gemeinden, darunter sind 99 in 17 Landesverbänden organisiert und 6 selbstständige Gemeinden.
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