Mit einem vorzeitigen Verkauf oder einem Abgang von Silas Katompa Mvumpa wollte sich Fabian Wohlgemuth als neuer Sportdirektor des VfB Stuttgart nicht lange aufhalten. Eine »hohe Priorität« habe die Ausdehnung der Zusammenarbeit mit dem flinken Flügelspieler des Fußball-Bundesligisten, hatte Wohlgemuth bei seiner Vorstellung Mitte Dezember erklärt.
Nicht einmal drei Wochen später ließ der 43 Jahre alte Nachfolger des früheren Kaderplaners Sven Mislintat seinen Worten Taten folgen. Die abstiegsbedrohten Schwaben vermeldeten an Neujahr die vorzeitige Verlängerung der Zusammenarbeit mit Silas um zwei weitere Jahre. Das alte Arbeitspapier hatte noch eine Gültigkeit bis zum 30. Juni 2024. Ein Transfer wäre spätestens nach dieser Saison zumindest denkbar gewesen, um einen Erlös zu generieren.
Dieses Gedankenspiel hat sich nun erübrigt. »Ich fühle mich hier sehr wohl. Der Club bietet mir ein sehr gutes Umfeld, um mich weiter zu verbessern«, sagte Silas, der in seiner Entwicklung immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Die Saison 2021/22 verpasste der 24-jährige Kongolese aufgrund eines Kreuzbandrisses, einer Corona-Erkrankung und einer Schulterverletzung nahezu komplett.
Erst in dieser Saison fand er seinen Rhythmus wieder und etablierte sich sowohl unter Ex-Coach Pellegrino Matarazzo als auch unter Interimstrainer Michael Wimmer als Stammkraft in einer Mannschaft, die immer wieder Rückschläge verdauen musste. Mit vier Toren und zwei Vorlagen in Liga und Pokal ist Silas derzeit der beste Scorer des Tabellen-16.
Es ist also kaum verwunderlich, dass Wohlgemuth keine Zeit verstreichen ließ. »Mit seiner Schnelligkeit und seiner Torgefahr ist Silas ein wichtiger Faktor in unserem Offensivspiel«, begründete er die Vertragsverlängerung mit Silas und blickte voraus: »In ihm steckt noch weiteres Potenzial, das wir in den kommenden Monaten und Jahren gemeinsam mit ihm entwickeln wollen.« Silas war im Sommer 2019 vom FC Paris zum VfB gekommen und bestritt seitdem 83 Pflichtspiele. Er erzielte dabei 25 Tore und bereitete 15 Treffer vor.
Seine Zeit in Stuttgart war aber auch abseits des Rasens nicht immer von Leichtigkeit geprägt. Im Juni 2021 hatte der VfB bekannt gegeben, dass Silas bis dahin unter falscher Identität gespielt hatte. Daraufhin hatte er als mutmaßliches Opfer der Machenschaften eines dubiosen Spielervermittlers eine Sperre absitzen und eine Geldstrafe bezahlen müssen.
Gemeinsam mit seinen Teamkollegen und dem neuen Coach Bruno Labbadia wird sich Silas ab Montag im spanischen Marbella auf die restliche Saison und den Kampf um den Klassenerhalt vorbereiten. Für Sportdirektor Wohlgemuth geht die Suche nach potenziellen Verstärkungen dagegen weiter. Auch weitere Vertragsgespräche dürften anstehen. An die Personalie Silas, die zuletzt »hohe Priorität« genoss, kann er aber schon einmal einen Haken machen.
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