Serhou Guirassy gegen Jonas Wind. Wenn der VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf den VfL Wolfsburg trifft, dann stehen sich der derzeit beste und drittbeste Torschütze der Fußball-Bundesliga gegenüber. Von einem Duell der Torjäger möchte Sebastian Hoeneß aber nichts wissen. »Bei Wolfsburg ist es nicht nur Wind«, sagte Hoeneß zwei Tage vor dem Aufeinandertreffen. Und auch bei den Schwaben ist nicht nur Guirassy dafür verantwortlich, dass sie den zweitbesten Saisonstart der Vereinsgeschichte hingelegt haben.
Jedoch weiß auch Hoeneß, dass in den vergangenen Wochen alle Augen auf seinen Zehn-Tore-Mann gerichtet waren. »Es muss Gesichter geben und das ist auch okay - solange es keine One-Man-Show gibt«, sagte er. »Aber das sehe ich auch nicht bei uns.«
Da hilft es, dass Silas Katompa Mvumpa, Enzo Millot, Chris Führich und Deniz Undav in der Offensive des VfB ebenfalls glänzen. Neuzugang Undav sicherte mit einem Doppelpack den 2:0-Erfolg am vergangenen Samstag gegen den 1. FC Köln. Nach seiner Verletzung in der Vorbereitung ist der 27-Jährige allmählich auch eine Option für die Startelf. »Nein, er ist noch nicht bei 100 Prozent. Aber er ist ein gutes Stück weiter als noch vor zwei, drei Wochen«, sagte Hoeneß. »Er ist, glaube ich, langsam in der Lage, länger als eine Halbzeit zu spielen und so ist auch die Überlegung da, ihn mal von Anfang an zu bringen.«
In Köln kam Undav für den defensiven Mittelfeldspieler Atakan Karazor und stand gemeinsam mit Guirassy auf dem Feld. Das funktionierte und macht den VfB perspektivisch unberechenbarer. »Man merkt, dass sich die anderen Mannschaften auf Serhou fokussieren und dann hat halt ein anderer Spieler zwei Tore gemacht«, so Hoeneß.
Als Torschütze, Vorlagen- oder letzter Passgeber war Guirassy in dieser Saison an 74 Prozent aller VfB-Treffer beteiligt. Wolfsburgs Abhängigkeit von Wind ist noch größer: Der Däne war an 89 Prozent aller Tore beteiligt. »Ich finde, die beiden sind nicht so unterschiedlich«, sagte Hoeneß mit Blick auf die Spielweise. »Sie sind groß, körperlich starke Spieler, die gerne in der zentralen Offensive agieren. Ich würde sagen, Serhou ist manchmal noch ein wenig tiefer zu finden. Wind ist enorm präsent in der Box und abschlussstark. Er hat auch eine richtig gute Entwicklung genommen.«
Das gilt aber auch für die Stuttgarter, die in der Liga unter der Leitung von Trainer Hoeneß zu Hause noch ungeschlagen sind und in dieser Saison drei Siege in drei Spielen einfahren konnten. »Das entwickelt dann manchmal auch eine Eigendynamik«, sagte der Europameister von 1980, Karlheinz Förster, der Deutschen Presse-Agentur. »Du bist vorn dabei, Du hast weniger Druck, dann spielt es sich leichter.«
Die Verantwortlichen um Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und Coach Hoeneß korrigieren die Ziele aber nicht. Sie fordern Demut, obwohl das nicht ganz leichtfällt. »Ich habe nicht das Gefühl, dass ich aufpassen muss, dass jemand abhebt«, sagte Hoeneß. »Aber das Risiko ist da - das ist doch menschlich, wenn Du viel gelobt wirst.« Bleiben die Schwaben auf Rekordkurs, wird sich dieses Risiko nicht minimieren.
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