STUTTGART. Das Land kann aus Sicht von Klinikexperten und Epidemiologen seine Corona-Schutzmaßnahmen vorsichtig lockern. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern würden als ausreichend eingeschätzt, weil es mit der Omikron-Virusvariante weniger schwere Krankheitsfälle gebe, erklärten mehrere Klinik-Chefärzte am Montag bei einer Expertenanhörung des Sozialministeriums. Die Normalstationen der Krankenhäuser seien in der Lage, noch deutlich mehr Covid-19-Patienten aufzunehmen, sagten Hartmut Bürkle, ärztlicher Direktor der Uniklinik Freiburg, und sein Kollege Götz Geldner aus Ludwigsburg.
Sie halten es für möglich, dass der Grenzwert für die Belastung der Krankenhäuser, die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz, angehoben wird. Die Zahl gibt an, wie viele Corona-Infizierte innerhalb einer Woche und pro 100.000 Einwohner in eine Klinik kamen. Bisher liegt der Grenzwert für Alarmstufe 1 bei einer Inzidenz von 3,0, für die Alarmstufe 2 bei 6,0. Bürkle sagte, die Kliniken könnten eine Hospitalisierungsinzidenz von 15 bis 20 verkraften.
Geldner, ärztlicher Direktor der RKH Kliniken Ludwigsburg, ergänzte, Sorgen bereiteten den Kliniken vor allem Personalausfälle durch Infektionen. »Das ist das einzige, das uns ein wenig in Habachtstellung bringt.« Das heißt für das Land, dass es seine Grenzwerte im Corona-Stufensystem anpassen kann. Das könnte bedeuten, dass der Südwesten demnächst aus der Alarmstufe zurück in die Warnstufe kommen würde. In der Warnstufe gelten in den meisten Lebensbereichen die 3G-Regeln. (dpa)