KARLSRUHE. Die ersten Erkenntnisse zu einem Projekt mit sogenannten »Dauergrün«-Ampeln für Fußgänger und Radfahrer in Karlsruhe dürften manche verwundern: Die Wartezeiten ausgerechnet für den Fuß- und Radverkehr haben sich erhöht. Das bezeichnete selbst die an dem Projekt beteiligte Stadt in einer Mitteilung als überraschend.
Doch die Erklärung ist recht einfach: Früher waren die Ampeln für Fußgänger in der Regel ausgeschaltet, wie Jan Riel, Professor für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der Hochschule Karlsruhe, erläuterte. »Das Queren der Straße war also nach kurzem Blick auf den Autoverkehr bei jeder ausreichenden Lücke möglich.« Weil für den Test Kreuzungen ausgewählt wurden, die viele Fußgänger und eher weniger Autos nutzen, gab es viele große Lücken - also kaum Wartezeit.
Jetzt fahren die meisten Autos auf eine rote Ampel zu. Über eine Induktionsschleife in der Fahrbahn oder einen Radarsensor am Ampelmast wird das wartende Fahrzeug erkannt - und die Ampel für Fußgänger schaltet auf Rot. Insgesamt habe der Fußverkehr jetzt also länger Rot als vorher, fasste Riel zusammen. Auch die Wartezeiten für den Autoverkehr hätten sich - erwartungsgemäß - erhöht, hieß es.
Die wissenschaftliche Auswertung deute darauf hin, dass der bestmögliche Effekt von Anlagen mit »Dauergrün« stark von den jeweils vorhandenen Verkehrsmengen abhängt, teilte die Stadt mit. Das solle nun mit Hilfe eines Simulationsmodells näher untersucht werden. Ergebnisse werden im Laufe dieses Frühjahrs erwartet.
Das Pilotprojekt hatte im Oktober begonnen und soll untersuchen, was passanten- und radfahrerfreundliche Ampeln für Verkehr und Sicherheit bedeuten. Auf den Test-Kreuzungen werden Daten erfasst, die mit Erhebungen aus der Zeit vor der Umstellung verglichen werden. Früher war es umgekehrt: Die Autos hatten Priorität in Form von grünem Licht. Sollte das Projekt sich bewähren, könnten weitere Kreuzungen in Karlsruhe eine dauergrüne Ampelschaltung für Fußgänger bekommen.
Auch andernorts gibt es Versuche zu speziellen Ampelschaltungen - oft mit unterschiedlichen Ansätzen und nicht immer wissenschaftlich begleitet. Diskutiert wird zudem etwa, dass Autos dann rechtzeitig Grün bekommen sollen, wenn sie sich nicht schneller als mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit einer Ampel nähern. (dpa)