ESSLINGEN. Angesichts des deutlichen Anstiegs der Corona-Fälle im Kreis Esslingen verschärft der erste baden-württembergische »Hotspot« seine Auflagen deutlich. Von Freitag an müssen auf öffentlichen Plätzen wie in der Fußgängerzone oder auf Wochenmärkten Masken getragen werden, wenn kein ausreichender Abstand gehalten werden kann. Außerdem sind private Feiern in öffentlichen oder angemieteten Räumen nur noch erlaubt, wenn höchstens noch 25 Menschen teilnehmen, wie Landrat Heinz Eininger am Donnerstag in Esslingen mitteilte. In privaten Räumen dürfen nicht mehr als zehn Menschen zusammenkommen.
Deshalb greift auch das Beherbergungsverbot. Die Länder hatten am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass Menschen aus Orten mit sehr hohen Corona-Infektionszahlen nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test haben. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen - also auch für den Kreis Esslingen. Fünf Bundesländer hatten zu dem Beschluss aber abweichende Erklärungen abgegeben.
Nach Angaben Einigers ist ein Infektionsherd im Kreis ein Frachtzentrum der DHL in der Gemeinde Köngen. Dort arbeiteten Flüchtlinge, die in Gemeinschaftsunterkünften in der Nähe wohnten. Insgesamt seien zudem mindestens 26 Schulen, fünf Kindertagesstätten und neun Flüchtlingsheime von Ausbrüchen im Landkreis betroffen. Aus Pflegeheime sei kein Fall bekannt.
Der Landrat führt die steigenden Corona-Zahlen vor allem auf Reiserückkehrer aus den Balkanstaaten und aus der Türkei zurück, die das Virus in ihren hier lebenden Familien verbreiteten. »Und aus den Familien heraus wird es dann in die Kitas, Schulen und Betriebe getragen«, sagte Eininger.
Während im Kreis Esslingen bereits die nächste Stufe erreicht ist, bleibt die Lage auch in anderen Kommunen riskant: Stuttgart (38,4), Mannheim (37,3) und der Stadtkreis Heilbronn (35,5) lagen zuletzt über der kritischen Marke von 35 Neuinfektionen. »Und der Kreis Esslingen lag bislang immer 14 Tage vor den anderen«, sagte Eininger.
Die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen im ganzen Land stieg am Mittwoch im Vergleich zum Vortag um 652 Fälle. Insgesamt haben sich nun 52 222 Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt, wie das Landesgesundheitsamt mitteilte. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um vier auf 1898. (dpa)
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