STUTTGART. Clubs und Diskotheken sind bereits seit fast einem Jahr durchgehend geschlossen. Und sie werden es wohl auch nach den anstehenden Gesprächen von Bund und Ländern über bundesweite Lockerungen weiter bleiben. »Wir haben wenig Hoffnungen, dass bei den kommenden Beratungen auch über unsere Kulturbranche gesprochen wird«, sagte Simon Waldenspuhl von der Interessengemeinschaft Clubkultur Baden-Württemberg der dpa. »Clubs wurden zu Beginn geschlossen und sie werden sicher erst am Ende wieder öffnen dürfen. Tanzflächen funktionieren eben nicht mit Abstand.« Umso wichtiger sei ein politischer Zuspruch, der der stark betroffenen Szene eine Perspektive gebe und sie auch finanziell stärker absichere.
»Für die Clubs ist es bereits 5 nach 12«, sagte Waldenspuhl. Es sei noch nie leicht gewesen, einen Club mit künstlerischem Anspruch zu unterhalten. »In vielen Kommunen konnte schon vor Corona ein Club- und Spielstättensterben beobachtet werden. Die Corona-Pandemie wirkt hier wie ein Brandbeschleuniger«, sagt er. Angesichts der steigenden Kosten, der derzeit ausbleibenden Nachwuchsarbeit, gestundeter Mieten und hoher Personalkosten werde der Neustart nach dem Ende der Pandemie umso schwieriger.
Die Politik könne die gebeutelte Clubszene aber unterstützen, schlägt die IG vor. Vermieter von Gebäuden in öffentlicher Hand könnten Mietkosten für Betriebe erlassen oder reduzieren, die durch die Corona-Verordnung geschlossen wurden. Möglich sei auch ein landesweiter Mietkostenzuschuss-Fonds, der durch Corona in Not geratene Betreiberinnen und Betreiber finanziell unterstütze. Auch Ausfallgeld für Corona-bedingte Veranstaltungsabsagen könne den Clubs weiterhelfen.
Insgesamt haben sich bislang rund 100 Akteure aus fast 20 Städten der Interessengemeinschaft angeschlossen. Sie hatte sich im Januar gegründet, um der Szene einen höheren Stellenwert in der Politik und der Öffentlichkeit zu verschaffen.
Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist bislang bis zum 14. Februar befristet. Am Mittwoch wollen Bund und Länder bei einer Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten, wie es dann weitergeht. (dpa)
»Wahlprüfsteine« der Interessengemeinschaft vor der Landtagswahl