STUTTGART. Auch hierzulande sind die Sommermonate wegen der Erderwärmung immer öfter von extremer Hitze geprägt. Städte wie Stuttgart heizen sich wegen des vielen Betons und der dichten Bebauung besonders auf. Wien, laut der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich eine der am stärksten von der Erderwärmung betroffenen Städte Europas, hat deshalb an einigen Orten Nebelduschen installiert. Das sind Säulen, die an heißen Tagen feinen Nebel freisetzen, der für Abkühlung sorgen soll.
Was es in Wien, aber auch in Basel oder Paris bereits gibt, könnte auch in Stuttgart bald Realität werden: Wie die Stadt auf Anfrage bestätigt, erarbeite man ein Konzept zur Errichtung solcher Sprühnebelsäulen; es soll dem Gemeinderat im zweiten Halbjahr vorgelegt werden.
»Das wünsche ich mir für jede Stadt. Gerade auch bei uns im Kessel«
Ulrike Böhm leitet das Fachgebiet Freiraumgestaltung des Städtebau-Instituts der Universität Stuttgart. Mit dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten war sie erst vor wenigen Wochen in Wien und hat sich selbst ein Bild von den Nebelduschen gemacht. »Ich habe mir das nicht so effektiv vorgestellt. Tatsächlich ist es sehr angenehm, dort fünf Minuten zu sitzen und sich abzukühlen.«
Die Nebelduschen, in Kombination mit einem Baum und einer Sitzgelegenheit, würden dort intensiv genutzt, von Kindern, älteren Menschen – oder auch von Hunden. In Wien stehen überall diese tollen Wasserdampf-Säulen herum. Die Stadt installierte sie vor einigen Jahren während einer Hitzewelle, um die Menschen und das Mikroklima vor Ort abkühlen zu können. Eine sehr gute Idee, die wir in unseren Städten unbedingt adaptieren sollten.
Die Nebelduschen schalten sich bei hohen Temperaturen automatisch an. Da der Nebel besonders fein ist, halte sich auch der Wasserverbrauch in Grenzen. Dem Hersteller Raintime zufolge liege dieser bei 42 Litern pro Stele. Aus Hygienegründen muss Trinkwasser verwendet werden. Kostenpunkt pro Stele: rund 8.000 Euro, wie das österreichische Nachrichtenportal Profil schreibt.
Während der Nebel die unmittelbare Umgebung gut abkühlt, halte sich der Effekt auf das gesamte Stadtklima doch in Grenzen, sagt Böhm. Dafür seien Baumpflanzungen immer noch am besten. Dabei spiele auch die Psyche des Menschen eine Rolle, denn das Gefühl von Hitze verändere sich unter dem Schutz eines Baumes – auch abseits der tatsächlichen Temperaturen. Eine Nebeldusche könne den kühlenden Effekt des Baumes verstärken. Sollte keine Baumpflanzung möglich sein, dann könne eine Nebeldusche immerhin im kleinen Rahmen Abhilfe schaffen.
»Es ist angenehm, dort fünf Minuten zu sitzen und sich abzukühlen«
Auch andere deutsche Städte haben das Thema auf dem Schirm: Im bayerischen Straubing gibt es bereits eine Sprühnebelsäule. Auch Köln hat bereits damit experimentiert und festgestellt: Im direkten Umfeld des Sprühnebels habe man eine Abkühlung von bis zu 14 Grad Celsius erreicht. In Nürtingen hingegen entschied man sich gegen eine Nebeldusche. Die Installation sei zu teuer, und in den Ruhephasen könnten sich im stehenden Wasser Bakterien bilden, so die Begründung.
Für Ulrike Böhm kein schlüssiges Argument, mit einer Druckleitung sei das kein Problem. Böhm hofft, dass es auch in Stuttgart bald Nebelduschen gibt: »Das wünsche ich mir für jede Stadt, gerade auch im Stuttgarter Kessel. Am besten in Kombination mit einem Baum und einer Sitzgelegenheit.« (GEA)