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Anbau von Einlegegurken »teuer und unattraktiv«

Ob in Salaten, Rouladen oder zur klassischen Brotzeit: Saure Gurken haben eine lange Tradition in der deutschen Esskultur. Doch Hersteller stehen vor Herausforderungen.

Einlegegurken
In der Hengstenberg-Produktion werden Einlegegurken verarbeitet. Foto: Bernd Weißbrod/DPA
In der Hengstenberg-Produktion werden Einlegegurken verarbeitet.
Foto: Bernd Weißbrod/DPA

Baden-Württembergs Landwirte bauen weniger Einlegegurken an. Im Vergleich zu 2014 ist die Anbaufläche nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Stuttgart um fast ein Drittel kleiner geworden. »Das Saure-Gurken-Geschäft steht vor vielen Herausforderungen«, sagte die Sprecherin des schwäbischen Unternehmens Hengstenberg, Katja Behringer. Demnach belasteten in den vergangenen Jahren vor allem die Energiekosten und der gestiegene Mindestlohn die Betriebe.

Kleinere Fläche, weniger Ertrag

Dem baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium zufolge sind die Anbauflächen in den vergangenen Jahren geschrumpft. 2023 wurden auf rund 116 Hektar im Südwesten Einlegegurken kultiviert, was eine Erntemenge von etwa 9.600 Tonnen ergab, wie das Ministerium unter Berufung auf das Statistische Landesamt mitteilte. 2014 betrug die Fläche demnach noch rund 170 Hektar bei einer Menge von rund 13.700 Tonnen.

Diese Entwicklung beschränkt sich nicht nur auf den Südwesten, wie aus Informationen des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervorgeht. Bundesweit wurden demnach im Jahr 2023 Einlegegurken auf rund 1.880 Hektar im Freiland angebaut. Zwar war die Fläche damit etwas größer als noch 2022, blieb aber unter den 2.020 Hektar aus dem Jahr 2018. Auch ein Blick auf die Anzahl der Betriebe zeigt einen Rückgang: 2018 waren es dem Bundesministerium zufolge 315 Betriebe, die Einlegegurken im Freiland anbauten, 2023 sank die Zahl auf 250 Betriebe. 

Bäuchlings auf dem Gurkenflieger 

Die Hengstenberg-Sprecherin erklärte, dass in einem Glas Gurken aus deutschem Anbau viel Handarbeit stecke. Demnach pflücken die Erntehelferinnen und Erntehelfer die Gurken per Hand, während sie bäuchlings auf den Flügeln der Fahrzeuge, den sogenannten Gurkenfliegern, liegen.

Auftakt der Spreewälder Gurkenernte
In der Erntezeit fährt er über die Felder: Der Gurkenflieger. Foto: Patrick Pleul/DPA
In der Erntezeit fährt er über die Felder: Der Gurkenflieger.
Foto: Patrick Pleul/DPA

Zusätzlich forderten Wetterextreme sowie Dürre und Hitze die Gurke heraus, sagte die Sprecherin. »Sie mag es kontinuierlich feucht und warm. Aber nicht zu heiß.« Bei Temperaturen über 30 Grad stelle die Gurkenpflanze ihr Wachstum ein. »Außerdem wachsen Gurken nachts, und zwar nur bei Temperaturen ab 15 Grad«, führte die Sprecherin aus. In warmen Nächten können die Gurken demnach bis zu drei Zentimeter an Länge zulegen. Oft müssten die Anbauflächen kostenintensiv bewässert werden, um die passenden Bedingungen zu schaffen. 

»Diese Punkte machen den Anbau teuer und unattraktiv«, fasste Behringer zusammen. Insgesamt liege die Kostensteigerung im zweistelligen Bereich. Der Wettbewerb um Saisonarbeitskräfte mache die Gesamtlage nicht einfacher. 

Erntestart der Spreewälder Gurken
Bäuchlings auf dem Gurkenflieger liegend pflücken die Erntehelfer die Einlegegurken. Foto: Patrick Pleul/DPA
Bäuchlings auf dem Gurkenflieger liegend pflücken die Erntehelfer die Einlegegurken.
Foto: Patrick Pleul/DPA

Preise gestiegen

Laut Agrarmarktinformationsgesellschaft sind die Verbraucherpreise für Gurkenkonserven in den vergangenen Jahren gestiegen. 2013 kosteten Gurkenkonserven in einem 720-Milliliter-Glas demnach im Schnitt 1,30 Euro. 2019 waren es den Angaben nach 1,56 Euro und bis 2023 stieg der durchschnittliche Preis auf 2,11 Euro. Dem Bundesagrarministerium zufolge sind die Preise für Gurkenkonserven in den vergangenen vier Jahren etwas stärker gestiegen als die durchschnittlichen Nahrungsmittelpreise insgesamt. 

 

 

 

© dpa-infocom, dpa:240705-930-164384/1