Deutschland in guter Verfassung. Sätze wie diesen hat man in den vergangenen Monaten nur selten gelesen. Zu viel liegt im Argen. Die Wirtschaft schwächelt, die Lebenshaltungskosten steigen. Herausforderungen wie Integration, Klimawandel und Digitalisierung sind enorm. Über den Umgang damit wird in Politik und Gesellschaft heftig gestritten. Der Glaube, dass unsere Regierung die Lage im Griff hat, schwindet. Ein Grund zum Verzweifeln? Nein!
Deutschland hat Großartiges geschafft
Dieses Land und seine Bürger haben schon schwierigere Verhältnisse überwunden und Großartiges geschafft. Eine besondere Errungenschaft feiern wir heute: das Grundgesetz. Entstanden nach den Schrecken des Nazi-Regimes und des Zweiten Weltkriegs, als Deutschland in Trümmern lag, bildet es seit 75 Jahren das Fundament unserer Demokratie. Anlässlich dieses Jubiläums zeigt der GEA in einem besonderen Themenpaket, warum Deutschland auch heute noch in guter Verfassung ist.
Für den ehemaligen Verfassungsrichter Ferdinand Kirchhof ist das deshalb so, weil das Grundgesetz der Republik eine feste Struktur gegeben und den Bürgern Grundrechte verliehen hat, die sie einklagen können. Eines davon ist die Versammlungsfreiheit, die in Reutlingen während der Corona-Pandemie mehr beansprucht wurde, denn je. Über ihre Grenzen gab es Streit, ähnlich wie derzeit über die Meinungsfreiheit. Viele sehen sie bedroht. GEA-Verleger Valdo Lehari nimmt dazu Stellung und erklärt, warum es wichtig ist, verschiedene Meinungen zuzulassen. Das gilt auch für die Kulturszene. »Kunst darf böse sein und muss wehtun können«, sagt LTT-Intendant Thorsten Weckherlin im Interview.
Die genannten Rechte und noch mehr sind im Grundgesetz verankert. Deshalb ist es nach Ansicht von Reutlingens Landrat Dr. Ulrich Fiedler das beste der Welt und muss nach Meinung der Reutlinger und Tübinger Oberbürgermeister Thomas Keck und Boris Palmer verteidigt werden. Im Sport passiert das besonders öffentlichkeitswirksam. Athleten oder Fans starten immer wieder Aktionen, wenn die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird. Doch das gefällt nicht allen, will der Sport doch eigentlich nur unterhalten und keine politische Bühne sein. Apropos Politik: Die Bundestagsabgeordneten aus der Region erklären, wann sie im Parlamentsalltag das Grundgesetz gebraucht haben und wie es ihnen hilft, Konflikte zu befrieden.
Ein Tübinger Vater des Grundgesetzes
Außerdem erzählt der GEA die Geschichte von Carlo Schmid. Der Reutlinger Anwalt und Tübinger Professor gilt als einer der einflussreichsten Väter des Grundgesetzes. Bei der Ausarbeitung des Entwurfs sollte er eigentlich gar nicht dabei sein, doch es kam anders. Ebenfalls nicht vorgesehen war die Gleichstellung von Mann und Frau. Am Ende setzten sich die vier weiblichen Mitglieder des parlamentarischen Rates gegen ihre 61 männlichen Kollegen allerdings durch. Inwieweit Gleichberechtigung heute Realität ist, dazu haben Passanten in Reutlingen unterschiedliche Meinungen. Richtige Antworten suchen wir zum Schluss im Quiz der Woche. Viel Erfolg dabei und viel Freude beim Lesen!